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US-Chemie-Konzern Dow steigt bei LNG-Terminal Stade ein

Die Planungen für ein LNG-Importterminal in Stade nehmen deutlich Fahrt auf. Der Genehmigungsantrag ist eingereicht, es gibt einen ersten Großkunden und nun auch einen weiteren Gesellschafter. Hintergrund für das hohe Tempo sind auch die Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine.
11.04.2022

1972 nahm das Werk von Dow in Stade die Produktion auf.

Das Konsortium des geplanten Import-Terminals für Flüssigerdgas (LNG) in Stade hat seine Gesellschafterbasis erweitert: Das US-Chemieunternehmen Dow steigt in das Milliarden-Projekt ein und ist neuer Minderheitsgesellschafter beim Terminal-Konsortium Hanseatic Energy Hub (HEH). Zudem wurde am Montag der Genehmigungsantrag bei den Behörden eingereicht. Das Terminal an der Elbe soll bis 2026 in unmittelbarer Nachbarschaft von Dow im Industriepark Stade entstehen und in der Endstufe über eine Regasifizierungskapazität von 13,3 Milliarden Kubikmetern pro Jahr verfügen.

Zur Höhe der Gesellschaftsanteile wurde nach Unternehmensangaben Stillschweigen vereinbart. LNG wird bei minus 162 Grad per Schiff transportiert und dann wieder erwärmt und in Gas umgewandelt, um in die Netze eingespeist zu werden. Für diesen Prozess soll industrielle Abwärme vom Dow-Standort genutzt werden, um eine emissionsfreie Rückumwandlung des LNG (Regasifizierung) zu ermöglichen.

Antrag eingereicht

Die HEH reichte am Montag beim Staatlichen Gewerbeaufsichtsamt Lüneburg den Antrag auf Genehmigung eines LNG-Terminals am Standort Stade ein. Gegenstand des Antrages sei «die Errichtung und der Betrieb von Anlagen zur Lagerung und Regasifizierung von verflüssigtem Erdgas (LNG) an Land», wie das Gewerbeaufsichtsamt Lüneburg mitteilte. Das geplante Terminal solle im Bereich des Industrieparks im Norden der Stadt Stade (Stade-Bützfleth) entstehen. Die Antragsunterlagen umfassen insgesamt rund 6000 Seiten.

Die Präsidentin und General Managerin für Dow Deutschland, Österreich und die Schweiz, Katja Wodjereck, bezeichnete das geplante Terminal als wichtige Brückentechnologie und Baustein der Energiewende: «Das Flüssiggasterminal wird von Anfang an so geplant, dass es die Kapazitäten für LNG erweitern könnte und potenziell andere Flüssiggase anlanden kann.»

Vier Gesellschafter an Bord

Dow betreibt 106 Produktionsstandorte in 31 Ländern und beschäftigt rund 35.700 Mitarbeiter. Dem HEH-Konsortium gehören damit vier Gesellschafter an: der Gasinfrastrukturbetreiber Fluxys (Belgien), die Partners Group (Schweiz), die Buss-Gruppe aus Hamburg sowie nun auch Dow. In Kürze sollen als nächster Schritt die Genehmigungsunterlagen für Terminal und Hafen eingereicht werden.

Ende März war mit dem Energieversorger EnBW als erstem Großkunden für das Terminal eine Absichtserklärung über die Abnahmen von jährlich mindestens drei Milliarden Kubikmeter Flüssigerdgas (LNG) unterzeichnet worden. Neben Stade sind auch in Wilhelmshaven und Brunsbüttel LNG-Terminals geplant. Beide Standorte wurden von der Bundesregierung explizit bestätigt. Die Bundesregierung sucht aufgrund des russischen Angriffskrieges in der Ukraine händeringend nach Alternativen für russisches Erdgas.

800 Mio. Euro werden investiert

Der Geschäftsführende HEH-Gesellschafter, Johann Killinger (Buss-Gruppe), betonte, dass von 2026 an über Stade bis zu 15 Prozent des deutschen Gasbedarfs durch LNG sowie kohlenstoffarme Energieträger wie Bio-LNG und synthetisches Erdgas abgesichert werden könnten. Für das Projekt sind 800 Millionen Euro an Investitionen geplant. Hinzu kommen etwa 150 bis 200 Millionen Euro für öffentliche Hafenanlagen. Derzeit bezieht Deutschland Flüssigerdgas von anderen europäischen Terminals.(dpa/amo)