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Verbio beendet Geschäftsjahr mit Rekordwerten

Trotz explodierender Rohstoffpreise konnte der Biokraftstoffhersteller sowohl Umsatz als auch Betriebsgewinn deutlich steigern. Verbio-Chef Sauter freut sich zudem über Rückenwind aus der Politik.
27.09.2022

Claus Sauter ist Gründer und Vorstandsvorsitzender von Verbio.

Der Biokraftstoffhersteller Verbio hat im abgelaufenen Geschäftsjahr Rekordwerte erzielt. In den zwölf Monaten bis Ende Juni sei der Umsatz gegenüber dem Vergleichszeitraum um 77 Prozent auf rund 1,8 Milliarden Euro gestiegen, teilte das im SDax notierte Unternehmen am Dienstag mit. Verbio profitierte dabei von höheren Preisen für Biodiesel und Bioethanol. Als Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) blieben davon 503,3 Millionen Euro übrig, was etwa dreimal so viel ist wie im Geschäftsjahr zuvor.

Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Gesamtproduktion von Biodiesel und Bioethanol auf 838.132 Tonnen an (Vorjahr: 834.541 Tonnen). Die Kapazitätsauslastung der Anlagen lag bei 91,1 Prozent. Die Biomethanproduktion wurde erneut gesteigert: auf 884.959 MWh gegenüber 794.817 MWh im Geschäftsjahr 2020/21.

Höhere Erlöse trotz höherer Rohstoffpreise

Die Anhebung der Treibhausgasreduktionsquote, die doppelte Anrechenbarkeit von fortschrittlichem Biomethan seit Januar 2022 und die weiterhin starke Nachfrage nach erneuerbaren Kraftstoffen hätten sich positiv auf die Umsatzentwicklung ausgewirkt, teilt Verbio mit. Dementsprechend konnten die höheren Erlöse die Steigerungen der Rohstoff- und Energiepreise mehr als kompensieren.

Verbio-Chef Claus Sauter bemerkt ein verändertes Verhalten der politischen Entscheidungsträger. „Erstmals führen wir mit der Politik Gespräche auf Augenhöhe und werden als Teil der Lösung wahrgenommen. Der Krieg in der Ukraine hat das Bewusstsein von Politik und Öffentlichkeit hierzulande dramatisch verändert.“ Die Politik zeige sich durchaus bereit, ideologische Positionen zu relativieren und kurzfristig umsetzbare Lösungen zu erreichen. „Dazu gehören unter anderem der Ausbau der Gasinfrastruktur für LNG-Terminals und die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes zur verstärkten Förderung der Biomethanerzeugung auf Basis von Abfall- und Reststoffen. Administrative Hemmnisse für mehr Biomethan im Erdgasnetz werden aktiv vom Bundeswirtschaftsministerium angepackt“, ergänzt Sauter.

Sauter: Schwedt erhalten

Zur Suche nach zukunftsfähigen Perspektiven gehört zweifellos auch ein tragfähiges Konzept zur Transformation der PCK-Raffinerie in Schwedt in einen Standort für erneuerbare und synthetische Kraftstoffe, um diesen zu erhalten.

Claus Sauter sieht Verbio und die Branche klar als Teil der Lösung der aktuellen Energiekrise. „Gerade unser fortschrittliches Biomethan wird als Ersatz für fossiles Erdgas sowohl im Verkehr als auch für industrielle Anwendungen, bei der Stromerzeugung oder Wärmeversorgung eine zentrale Rolle spielen. Perspektivisch können bis zu 50 Prozent des russischen Erdgases durch Biomethan aus lokaler Produktion ersetzt werden.“

Verbio vor großen Herausforderungen

Sein Unternehmen sieht er aber auch vor Herausforderungen: gestiegene Rohstoffpreise für landwirtschaftliche Produkte und die Vervielfachung der Energiekosten sowie die Verknappung bestimmter Güter und Ressourcen.

Mit Nordamerika und Indien will Verbio neue Wachstumsmärkte für erneuerbare Energien erschließen. Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme der ersten Ausbaustufe der Bioraffinerie in Nevada (Iowa, USA) in der zweiten Hälfte des abgeschlossenen Geschäftsjahres befinden sich bereits weitere Wachstumsprojekte in Prüfung. In Indien wurde ebenfalls die erste Produktionsanlage in Betrieb genommen.

Unternehmen neu aufgestellt

Verbio hat laut Sauter die Vorstandsressorts neu aufgeteilt und stärker nach regionalen Kriterien ausgerichtet. Darüber hinaus wurde der Vorstand um eine neue CFO-Funktion erweitert. Das ermögliche eine spezifischere Aufgabenteilung und Kapazitätserweiterung.

Insgesamt wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr mehr als 6 Millionen Euro für Forschung und Entwicklung aufgewendet. Konzernweit arbeiten inzwischen über 50 Mitarbeiter in den Forschungs- und Entwicklungsbereichen. Aktuell entsteht am Standort Bitterfeld ein neues Technikum für den Betrieb der Forschungsanlagen.

Verbio will wachsen

Weitere Investitionen betreffen unter anderem den Ausbau der Bioraffinerie in Nevada (Iowa, USA), die Verdopplung der fortschrittlichen Biodieselkapazitäten in Deutschland, den Aufbau einer eigenen BioLNG/BioCNG-Infrastruktur mit einer 60.000 Tonnen Verflüssigungsanlage am Standort Zörbig und 20 Tankstellen deutschlandweit, die Ethenolyse-Anlage zur Herstellung von klimafreundlichen Chemikalien sowie die Gewinnung hochwertiger Proteine am Standort Deutschland.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021/22 wurden insgesamt Investitionen in Höhe von 121,4 Millionen Euro getätigt, die unter anderem zu einer Kapazitätserweiterung der VERBIO-Anlagen geführt haben. Die neuen Kapazitäten für das Jahr 2022/23 betragen 660.000 Tonnen Biodiesel pro Jahr, 300.000 Tonnen Bioethanol pro Jahr und 1.300 GWh Biomethan pro Jahr über alle Standorte hinweg.

Blick in die Zukunft

Unter Berücksichtigung des aktuellen Absatz-, Rohstoff- und Energiepreisniveaus und der angestrebten Produktionsauslastung erwartet der Verbio-Vorstand im Geschäftsjahr 2022/23 ein EBITDA in der Größenordnung von 300 Millionen Euro. Dabei bleiben zusätzliche negative Effekte als Auswirkung des Ukrainekriegs unberücksichtigt.  (amo)