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Verbio verdient deutlich weniger

Dennoch habe man das zweitbeste Ergebnis in der Verbio-Historie erreicht, betont Claus Sauter. Wachstumspotenzial sieht er vor allem in Nordamerika.
26.09.2023

Als Gründer und Vorstandsvorsitzender leitet Claus Sauter seit 2006 die Geschäfte der Verbio.

Höhere Energie- und Rohstoffkosten sowie gesunkene Absatzpreise haben den Biokrafthersteller Verbio stark belastet. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sei im vergangenen Geschäftsjahr (bis Ende Juni) um etwas mehr als die Hälfte auf rund 240 Millionen Euro gefallen, teilte das Leipziger Unternehmen am Dienstag mit. Damit fiel das Ergebnis genauso hoch aus, wie der Konzern zuletzt in Aussicht gestellt hatte. Experten hatten im Schnitt mit einem etwas höheren Ergebnis gerechnet. Für dieses Geschäftsjahr peilt Verbio einen operativen Gewinn von 200 Millionen bis 250 Millionen Euro an.

„Nach dem in jeglicher Hinsicht außergewöhnlichen Geschäftsjahr 2021/2022 war das abgelaufene Geschäftsjahr 2022/2023 von neuen Herausforderungen geprägt. Wir hatten mit einer Normalisierung des Preisniveaus im Agrarbereich und zurückgehenden Margen gerechnet und dies im Rahmen unserer Prognose angemessen reflektiert. Was wir damals noch nicht absehen konnten, waren die immensen Biodieselimporte von China nach Europa“, kommentierte Verbio-Chef Claus Sauter bei der Bilanzpressekonferenz. Trotzdem habe man es geschafft, das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte der Verbio zu erzielen.

Nordamerika im Blick

Sauter will künftig weiter auf internationale Märkte, vornehmlich Nordamerika, setzen und die kontinuierliche Produktdiversifikation entlang der gesamten Biomasse-Wertschöpfungskette weiter vorantreiben.

Sauter sparte nicht mit Kritik an der Politik: „Dem Druck, die Dekarbonisierung und Defossilierung voranzutreiben, begegnet die Politik völlig unterschiedlich: Europa sucht immer noch nach der richtigen Strategie im Umgang mit biomassebasierten erneuerbaren Energieträgern, während die USA mit ihrer massiven Förderpolitik grüne Umwelttechnologien klar priorisieren.“ So nutze Verbio die Chancen, die sich aus dem fast Inflation Reduction Act (IRA) ergeben. Insgesamt seien die Bedingungen für Investoren in Nordamerika exzellent, so Sauter. Aus diesem Grund konzentriere sich Verbio beim Aufbau neuer Produktionskapazitäten vor allem auf die USA. 

Europa muss nachziehen

„Wir behalten den europäischen Markt natürlich weiter im Blick. Wenn Europa den Anschluss nicht verlieren will, muss eine entsprechende Reaktion auf den IRA erfolgen, um die Abwanderung von Know-how und Investitionen zu verhindern – ähnlich wie der EU-Chips-Act als Antwort auf den US-Chips and Science Act. Und dann stehen wir bereit“, meint Claus Sauter.

In Deutschland steht der Ausbau der Biomethan-Tankstelleninfrastruktur und die Bereitstellung von BioLNG für den LKW-Güterverkehr im Fokus. Auch die Erschließung neuer Geschäftsfelder werde kontinuierlich vorangetrieben: Der Bau der Ethenolyseanlage in Bitterfeld sowie der Katalysatorfabrik in Ungarn hat begonnen. Aus Rapsölmethylester (Biodiesel) werden dort ab 2026 Grundstoffe zur Herstellung grüner Spezialkunststoffe produziert. Der Aufbau von Produktion und Vertrieb für hochwertige Proteinprodukte für den Einsatz in der Futter- und Nahrungsmittelindustrie gehört ebenso zu den wichtigen Projekten. (amo/mit dpa)