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Würzburg: WVV steigert Überschuss, verliert aber Umsatz

Aufgrund der sinkenden Strom- und Gaserlöse baut der Kommunalversorger sein Geschäft weiter um. Bei den Dienstleistungen gibt es mittlerweile deutliche Zuwächse.
26.07.2018

Freut sich über das beste Jahresergebnisses der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs GmbH: Geschäftsführer Thomas Schäfer.

Die Jahresbilanz der Würzburger Versorgungs und Verkehrs GmbH für das Geschäftsjahr 2017 fällt gemischt aus. Eine deutliche Verbesserung des Jahresüberschusses auf 13,5 Mio. Euro (Vorjahr: 8,3 Mio. Euro) und eine Stärkung des Eigenkapitals auf 94,7 Mio. Euro (Vorjahr: 84,6 Mio.) gehen einher mit markanten Absatzrückgängen, vor allem in der Stromsparte. Angesichts des besten Konzernergebnisses der vergangenen zehn Jahre zeigte sich WVV-Geschäftsführer Thomas Schäfer unterm Strich aber zufrieden mit der Bilanz. Für das Geschäftsjahr 2015 hatte die Stadt Würzburg noch rund eine halb Mio. Euro an den Kommunalversorger überweisen müssen, um das Jahresdefizit auszugleichen.

"Müssen uns immer wieder hinterfragen"

Trotz der positiven Ergebnisentwicklung "müssen wir uns als Unternehmen immer wieder hinterfragen, wie wir uns in Zukunft positionieren und welchen Ansprüchen wir gerecht werden wollen", mahnte Schäfer bei der Vorstellung des Jahresabschlusses 2017. Besonders die niedrigeren Erlöse im Strom- und Erdgasgeschäft setzen dem kommunalen Konzern zu. Der Gesamtumsatz des kommunalen Konzerns ging um 26,2 Mio. auf 434 Mio. Euro zurück. Der Stromabsatz sank deutlich auf 954 Mio. kWh (Vorjahr: rund 1,12 Mrd. kWh), rückläufig war auch der Erdgasverkauf mit 1,98 Mrd. kWh (Vorjahr: 2,076 Mrd. kWh). Der Fernwärmeabsatz entsprach mit 305,1 Mio. kWh in etwa dem Niveau des Vorjahres.

Als Reaktion auf die Umwälzungen in der Energiebranche haben die WVV in den vergangenen Jahren ihre Aktivitäten als "lösungsorientierter Dienstleister" ausgebaut und sich in diesem Bereich etabliert. Zwar enttällt drei Viertel des Gesamtumsatzes nach wie vor auf den Energieverkauf, knapp 15 Prozent wird aber mittlerweile im Geschäftsfeld Dienstleistungen erwirtschaftet. "Dieser Bereich wächst mittlerweile immer stärker", so der WVV-Chef gegenüber der "Mainpost". Zu diesem Segment zählten unter anderem die Umstellung von Straßenbeleuchtungen auf LED-Technik, die Parkraum-Bewirtschaftung sowie Vermietungen und Verpachtungen.

"Infrastruktur, Innovation und Investition"

"Für die nächsten Jahre sehe ich drei Schlüsselwörter, die unser Unternehmen stark prägen werden: Infrastruktur, Innovation und Investition", erklärt Schäfer. Der Auf- und Ausbau zukunftsweisender Infrastruktur sei eines der Themen, das die WVV in den kommenden Jahren nachhaltig beschäftigen werde. Als Beispiele nannte der die Erweiterung des Schienennetzes der Würzburger Straßenbahn, den Aubau des Fernwärmenetzes in der Innenstadt, die Erschließung von immer mehr Bau- und Gewerbegebieten mit Glasfaser und den Ausbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge.

Um ein Unternehmen aber auf lange Sicht zukunftsfähig und erfolgreich zu machen, seien Investitionen in innovative Produkte und Prozesse erforderlich. Insbesondere die Identifizierung nuer Geschäftsfelder werde eine immer wichtigere Rolle im Konzern spielen. Im Zuge dessen müssten unternehmensinterne Prozesse immer mehr an digitale Prozesse angepasst werden. Als Beispiel für ein innovatives Produkt nannte er den 2017 eingeführten Öko-Stromtarif "WVV Active". Mit diesem können sich Stromkunden einen persönlichen Rabatt auf ihre Stromrechnung erlaufen.

Erfolge bei der Regelenergievermarktung

Auch im Bereich Elektromobilität arbeite der WVV-Konzern an innovativen Lösungen für Privat- und Geschäftskunden. Bei der Stromerzeugung setze die WVV bereits seit einigen Jahren auf die erfolgreiche Vermarktung von Primär- und Sekundärregelleistung. Im virtuellen Kraftwerk der WVV sind mehr als 200 Erzeugungsanlagen gebündelt, die flexibel und schnell auf Bedarfs- oder Erzeugungsschwankungen reagieren können. Seit Oktober 2017 ist auch ein Großbatteriespeicher mit 2,5 MW dort eingebunden.

"Wir wachsen zurzeit mit der Einbindung von Batteriespeichern in unserem virtuellen Kraftwerk und sehen auch in Zeiten steigender Netzentgelte und zunehmender Elektromobilität zahlreiche intelligente Anwendungsfälle für den Einsatz von Batteriespeichern", erklärt Schäfer. Im Geschäftsjahr 2017 investierte der WVV-Konzern insgesamt 30,8 Mio. Euro, mittelfristig rechnet Geschäftsführer Thomas Schäfer hier aber mit einer deutlichen Steigerung. Unter anderem steht die Anschaffung neuer Straßenbahnzüge für 65 Mio. Euro an, weiterhin sind 20 Mio. Euro für das Umspannwerk Dürrbach geplant.

Die kommunale Unternehmensgruppe mit 1457 Mitarbeitern leistete an die Stadt Würzburg und die Gemeinden Konzessionszahlungen in Höhe von 10,9 Mio.. Euro. Im Rahmen des steuerlichen Querverbunds wurden zudem die Defizite der Würzburger Straßenbahn in Höhe von 15,3 Mio. Euro und der Würzburger Bäder in Höhe von 2,1 Mio. Euro ausgeglichen.