Wasser

Magdeburg braucht viel mehr Wasser für zwei neue Intel-Fabriken

Die neuen Produktionsstätten benötigen täglich so viel Wasser wie halb Magdeburg. Die Stadt hat nun Pläne für den Ausbau der Ver- und Entsorgung vorgelegt.
15.02.2024

Für die Herstellung von Chips wird sehr viel Wasser benötigt. Im Bild der Reinraum der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

 

Angesichts des großen Wasserbedarfs für die Chip-Produktion der beiden Intel-Fabriken plant Magdeburg den Ausbau der Wasserversorgung auch mit Flusswasser aus dem Mittellandkanal und der Elbe. Zusätzlich liefen die Planungen für ein weiteres Wasserwerk an der Elbe, wie aus einem Video hervorgeht, das die Stadt Magdeburg veröffentlichte.

Intel plant in Magdeburg den Bau von mindestens zwei Chip-Fabriken. Die Investitionskosten liegen insgesamt bei rund 30 Mrd. Euro.

Größter Wasserverbraucher in Sachsen-Anhalt

Der US-Chiphersteller hat dafür offiziell den Antrag zur Baugenehmigung eingereicht, wie das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt mitteilte. Im Zuge des Antrags zum Bundes-Immissionsschutzgesetz geht es auch um Fragen des Natur- und Bodenschutzes sowie von Abfall- und Wasserrecht.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur rechnet Intel mit einer täglichen Wasserentnahme von rund 18.000 Kubikmetern pro Tag. Das entspricht in etwa der Hälfte des jetzigen Wasserverbrauchs der Landeshauptstadt. Intel wäre damit der größte industrielle Wasserverbraucher in Sachsen-Anhalt. Pro Jahr benötigt das Unternehmen demnach mehr als 6,5 Mio. Kubikmeter.

Ähnliche Situation in Dresden

Auch in Dresden, wo mit Global Foundries, TSMC, Bosch und Infineon bald vier Chip-Produzenten sitzen, ist die Wasserversorgung eine zentrale Frage. Bereits im vergangenen Jahr kündigte die Stadt an, ein neues Flusswasserwerk zu planen. Im Jahr 2021 wurden in Dresden rund 120.000 Kubikmeter Wasser pro Tag genutzt, wie aus einer Präsentation des Versorgers Sachsen Energie hervorgeht.

Rund ein Viertel davon, also knapp 30.000 Kubikmeter, entfielen demnach auf die Halbleiterindustrie. In den kommenden zehn bis 20 Jahren werde sich der industrielle Wasserbedarf verdreifachen. Die Entnahmemenge aus der Elbe sei selbst bei Niedrigwasser minimal, verspricht der Versorger in der Präsentation.

Wasserentnahmen aus der Elbe

In Magdeburg spielt der Fluss ebenfalls eine wichtige Rolle. Dort soll nach Angaben der Stadt ein altes Wasserwerk nördlich von Magdeburg in der Colbitz-Letzlinger Heide reaktiviert werden, das schon zu DDR-Zeiten Stadt und Schwerindustrie versorgt hat. Dafür sollen die Grundwasservorräte vergrößert werden, aus denen das Wasserwerk gespeist wird.

Den Plan erklärt die Stadt in dem Video: Wasser wird vom Mittellandkanal in das Biosphärenreservat Drömling geleitet. Dort werde das Wasser für die Vernässung der Moore genutzt. Überschüssiges Wasser gehe dann in die Ohre und schließlich über Versickerungsbecken ins Grundwasser.

Bau eines neuen Hightech-Parks

Von dort gehe es über das Wasserwerk in den neuen Hightech-Park bei Magdeburg. Große Teile des dort genutzten und gereinigten Wassers würden dann wieder in die Elbe abgeleitet und etwas flussaufwärts beginne am Mittellandkanal der Kreislauf von vorn.

Auch das Wirtschaftsministerium von Sachsen-Anhalt bestätigte, dass für den zukünftigen Hightech-Park, aber auch für die zu erwartende Bevölkerungs- und Gewerbeentwicklung in der Region große Mengen an Trinkwasser benötigt würden. «Durch die gegenwärtige Infrastruktur ist dies nicht möglich.»

Neue Kläranlage wird nötig

Der Ausbau von Wasserversorgungsleitungen und -verteilungsanlagen sei notwendig. Zudem sei die Errichtung einer neuen zentralen Kläranlage erforderlich. Dafür würden insgesamt rund 475 Mio. Euro veranschlagt, teilte der Linken-Abgeordnete Wulf Gallert nach der Sitzung des Wirtschaftsausschusses im Landtag mit.

Der BUND Sachsen-Anhalt sieht grundsätzlich keine Probleme bei der Wasserentnahme der Elbe, wenn dies bei hohen Wasserständen passiere. Dann sei der Anteil nur sehr gering, erklärte Landesgeschäftsführer Christian Kunz.

Man müsse sich aber genau anschauen, ob die Infrastruktur so einen Kreislauf möglich macht, oder ob beispielsweise die Flächen für die Versickerung vergrößert werden müssen. Auch die Frage, welchen Einfluss das Wasser aus dem Mittellandkanal auf das Biosphärenreservat Drömling haben kann, müsse genau geprüft werden. (dpa/hp)