Mehr Trinkwasser aus dem Rhein – Studie zeigt drei Möglichkeiten
Wasser wird zunehmend zum knappen Gut. Deswegen hat der Wasserverband Hessisches Ried (WHR) mit Unterstützung des hessischen Landwirtschafts- und Umweltministeriums ein Gutachten erstellen lassen, wie Rheinwasser umfassender genutzt werden kann.
Im Rahmen der Machbarkeitsstudie wurde untersucht, wie und mit welchem Investitionsbedarf eine erhöhte Aufbereitung von Rheinwasser realisiert werden kann. Elisabeth Jreisat, Verbandsvorsteherin des WHR, hat den Abschlussbericht am Dienstag Michael Ruhl, Staatssekretär im hessischen Umweltministerium, im Brauchwasserwerk in Biebesheim übergeben.
Im Rahmen der Untersuchung wurden drei Alternativen identifiziert:
- ein Ausbau des Brauchwasserwerkes in Biebesheim mit einer Verdopplung der aktuellen Kapazität von derzeit 43 Mio. Kubikmetern/Jahr,
- der Neubau eines zweiten Brauchwasserwerkes im nördlichen Ried oder
- die Neuerrichtung eines sogenannten Uferfiltratwasserwerkes im südlichen Ried.
Die Kosten der Varianten
Die Kosten für die Erweiterung um 5400 m³/h (was der Verdoppelung der aktuellen Kapazitäten entspricht) werden je nach Aufbereitungstechnik auf 150 bis 170 Mio. Euro geschätzt. Für Leitungen und Infiltrationsanlagen fallen zusätzliche Kosten von 69 bis zu 167 Mio. Euro an.
Die Investitionskosten des Uferfiltrat-Wasserwerks im südlichen Ried (3600 m³/h) belaufen sich auf zusätzlich ca. 154 Mio. Euro und für das Brauchwasserwerk im nördlichen Ried (5400 m³/h) auf weitere bis zu 220 Mio. Euro. Die Kosten für den Ausbau des Leitungsnetzes, der Infiltrationsorgane sowie eines Beregnungsnetzes sind darin noch nicht enthalten.
Wasserentnahmen im Promillebereich
An der Studie haben neben den Experten des Wasserverbandes verschiedene Fachbüros mitarbeitet, die Untersuchung wurde vom Hessischen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt sowie dem Regierungspräsidium Darmstadt begleitet. Das Land Hessen stellte Fördermittel in Höhe von 400.000 Euro bereit, das sind 80 Prozent der Gesamtkosten.
Im Rahmen der Machbarkeitsstudie wurde bestätigt, dass zusätzlich infiltriertes Brauchwasser aus dem Rhein keine nachteiligen Veränderungen auf die Grundwasserqualität haben wird. Da die Entnahmemengen aus dem Rhein sich im Promillebereich bewegen würden, könnten diese auch bei einer Erweiterung der Rheinwasseraufbereitung unproblematisch entnommen werden.
Biebesheim am Limit
In den vergangenen Jahrzehnten konnten die Grundwasserstände im Hessischen Ried dank der Infiltration von aufbereitetem Rheinwasser stabil gehalten werden. Durch die Kapazitäten von Biebesheim, dem "Herzstück" des WHR, sei auch in Trockenzeiten, „wie wir sie in den letzten Sommern erlebt haben, Grundwasser und Beregnungswasser vorhanden“, erklärte Jreisat.
„Die letzte mehrjährige Trockenphase mit hohen Temperaturen und kontinuierlich steigendem Bedarf hat die Aufbereitungsanlage Biebesheim aber bereits an ihre Grenzen gebracht“, so die Verbandsvorsteherin des WHR. (hp)
Zur Machbarkeitsstudie geht es hier.