Wasser

PFC-Skandal: Wasserwerk in Ottersdorf wird erweitert

Mit dem Einbau von Aktivkohlefiltern wollen die Stadtwerke Rastatt die Problematik weiter in den Griff bekommen. Dabei setzen sie auch auf die Entwicklung einer neuen, kostensparenden Technologie.
10.08.2022

Bei der Übergabe des Förderbescheids für den Ausbau des Wasserwerks (v.li.n.re): Hans Jürgen Pütsch, Oberbürgermeister der Stadt Rastatt, Olaf Kaspryk, Geschäftsführer der Stadtwerke Rastatt, und Andre Baumann, Staatssekretär im baden-württembergischen Umweltministerium.

Der baden-württembergische Umweltstaatsekretär Andre Baumann hat in Ottersdorf einen Förderbescheid in Höhe von 672.000 Euro an die Stadtwerke Rastatt übergeben. Damit unterstützt das Land den Ausbau des Wasserkraftwerks um eine neue Aufbereitungstechnik mit Aktivkohle. Sie filtert schädliche Stoffe, darunter auch per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS), nahezu komplett aus dem Grundwasser heraus.

Mit der Fördersumme wird der erste Bauabschnitt der Ertüchtigungsmaßnahme unterstützt. Die Kosten dafür belaufen sich auf geschätzte 2,7 Millionen Euro. Insgesamt rechnen die Stadtwerke mit weit über zehn Millionen Euro, wie Geschäftsführer Olaf Kaspryk anlässlich der Übergabe des Bescheids in Anwesenheit zahlreicher Stadträte sowie kommunal- und landespolitischer Vertreter sagte.

PFAS-Verunreinigung breitet sich weiter aus

Nachdem bereits 2012 im Einzugsgebiet der Trinkwasserbrunnen des Wasserkraftwerks Ottersdorf die Verunreinigung des Grundwassers mit PFAS festgestellt wurde (die ZfK berichtet laufend darüber) , nimmt deren Ausdehnung nach wie vor zu, wie der Staatssekretär ausführte. Im Jahr 2022 war  bereits eine Fläche im Grundwasser von mehr als 58 Quadratkilometern betroffen. Ein von den Stadtwerken Rastatt erarbeitetes Grundwasser-Fließmodell zeigt an, dass sich die PFC-Fahne auf die drei Rohwasserbrunnen des Wasserwerks zubewegt.

Im ersten Abschnitt entsteht nun eine neue Zufahrt und eine Werkshalle als Anbau an das Wasserwerk Ottersdorf. In weiteren Bauabschnitten sollen die Aufbereitungstechnik um eine Aktivkohlestufe erweitert und neue Brunnen ergänzt sowie die nötigen Leitungen verlegt werden.

Mehrstufige Aktivkohle-Filteranlage

Aktuell versorgen die Stadtwerke Rastatt die Region aus den beiden Wasserwerken Ottersdorf und Rauental, wobei letzteres die Grundlast übernimmt, während ersteres als flexibles Spitzenlast-Wasserwerk fungiert. Bereits seit 2018 ist das Wasserwerk Rauental nach seiner Ertüchtigung mit einer mehrstufigen Aktivkohle-Filteranlage wieder in Betrieb, sodass die Stadtwerke Rastatt Erfahrungswerte aus rund vier Jahren sammeln konnten, um die ebenfalls mehrstufige Filteranlage für Ottersdorf zu planen.

Auch die Leistung der Aktivkohlefilter zur Entfernung von PFC und die künftigen Standzeiten bis zum Filterwechsel kann der Versorger dadurch abschätzen. Da in der seit Januar 2021 geltenden EU-Trinkwasserrichtlinie erstmalig strenge Grenzwerte für PFAS definiert wurden, gehen die Stadtwerke noch einen Schritt weiter.

Ionenaustauscher statt Filterwechsel

Um den Wechsel der Aktivkohle zu vermeiden, wird aktuell untersucht, ob nachgeschaltete Ionenaustauscher wirtschaftlicher sind als die Reduktion des Wechselintervalls. Anwendungsreif ist die Technik in dieser Größenordnung aktuell noch nicht. Daher wird in der geplanten Filterhalle vorerst Platz für die Installation einer solchen Anlage vorgehalten. Bei der Entwicklung arbeiten die Stadtwerke Rastatt mit dem TZW in Karlsruhe zusammen. (hp)