Wasser

Hamburgs Wasserentnahme aus der Nordheide vor Gericht

Wieviel Wasser darf die Hansestadt in den nächsten Jahren bekommen? Insgesamt sechs Klagen verhandelt derzeit das Lüneburger Verwaltungsgericht. Für die Verhandlungen mit vielen Verfahrensbeteiligten sind drei Tage angesetzt.
06.10.2021

Etwa 12 bis 13 Prozent des Hamburger Trinkwasserbedarfs werden aus der Nordheide gedeckt.

Das Grundwasser aus der Nordheide ist wegen seiner hohen Qualität äußerst begehrt. Sechs Klagen zur Belieferung von Wasser aus der Heide nach Hamburg verhandelt das Verwaltungsgericht Lüneburg seit Mittwoch. Der Prozess in der Ritterakademie beschäftigt sich mit der Frage, ob die Hansestadt zu viel Grundwasser bekommt.

Der Streit um die ökologischen Folgen schwelt seit Jahren. Die Hamburger Wasserwerke wenden sich in dem Verfahren gegen die 2019 für 30 Jahre erteilte sogenannte gehobene Erlaubnis im Landkreis Harburg und möchten eine Bewilligung erreichen, die schwieriger zu widerrufen ist.

Für die Versorgungssicherheit

Etwa 12 bis 13 Prozent des Hamburger Bedarfs werden aus der Heide gedeckt, versorgt wird vor allem der Westen der Hansestadt mit den Stadtteilen Altona und St. Pauli. 24 Prozent kommen aus Schleswig-Holstein, wie ein Sprecher von Hamburg Wasser bestätigte. «Wir wünschen uns die Bewilligung wegen des Versorgungsauftrags, den wir haben», sagte der Sprecher.

Die fünf weiteren Klagen – darunter vom Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz Niedersachsen (LBU) – richten sich gegen die umfangreiche Erlaubnis. Eigentümer landwirtschaftlicher und forstwirtschaftlicher Flächen gehören ebenso zu dem Kreis und argumentieren, dass Bäche und Flüsschen in der Heide im Landkreis Harburg austrocknen könnten.

Schwierige Beweislage

Wegen des Klimawandels mit trockenen Sommern ist es aber schwierig zu ermitteln, wie stark und ob überhaupt die Brunnen zur Förderung des Hamburger Wassers den Prozess beschleunigen. Trockenschäden gebe es überall in Niedersachsen, führte auch Richter Thomas Pump in der zum Gerichtssaal umfunktionierten Ritterakademie an. Für die Verhandlung mit vielen Verfahrensbeteiligten sind drei Tage angesetzt.

Das Thema Wasser hat in den vergangenen Monaten in Lüneburg für viel Unruhe gesorgt. Immer wieder protestierten Bürgerinitiativen gegen einen dritten Brunnen des Getränkekonzerns Coca-Cola zur Förderung von Grundwasser aus tiefen Gesteinsschichten zu kommerziellen Zwecken im Landkreis. Nach umfangreichen Testbohrungen im Frühjahr werden nun die Ergebnisse evaluiert. Der Landkreis ist für die Genehmigung zuständig. Nach den wasser- und naturschutzrechtlichen Vorgaben von Bund und Land wird über den umstrittenen Brunnen entschieden. (dpa/hp)