Niedersachsen ringt um Wasserversorgung
Die Klage über ein verregnetes Norddeutschland weicht der Sorge über eine ausreichende Wasserversorgung – angesichts des Klimawandels und mehrerer Hitzesommer setzt der Landtag in Hannover sich am Mittwoch mit einem effizienten Wassermanagement für die Zukunft auseinander.
Die Ausgangslage, dass Niedersachsen auch künftig grundsätzlich kein Problem mit verfügbarem Wasser haben wird, aber regionale Engpässe drohen, teilen SDP und CDU sowie die Grünen. Mit ihren Forderungen und Schlussfolgerungen aber liegen sie nicht immer auf einer Linie.
Wer bekommt Trinkwasser?
Wer kann in Zukunft auf Wasser in Trinkwasserqualität zugreifen? Und was für Alternativen gibt es, etwa für die Beregnung von Feldern? Diese Fragen stellen die Fraktionen in ihren Anträgen. Zur öffentlichen Wasserversorgung werden in Niedersachsen jährlich rund 550 Mio. Kubikmeter Wasser gefördert oder aus Talsperren bereitgestellt.
Dieses Wasser fließt vor allem in die Haushalte, zu mehr als einem Drittel jedoch auch an Industrie und Landwirtschaft, die eigentlich kein Wasser in Trinkwasserqualität benötigen. Hier sieht die Politik Handlungsbedarf. Nachhaltige Strategien sollen sicherstellen, dass Wasser auch künftig überall in Niedersachsen in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung steht.
Abwasser statt Grundwasser
Künftig, das ist die Überlegung, müsse die Versorgung der Haushalte mit Trinkwasser Vorrang haben vor dem Zugriff von Landwirtschaft und Industrie. Angesichts mehrerer trockener Sommer in Folge geriet bereits die Landwirtschaft mancherorts in die Klemme. Um die Ernte zu sichern, werden die Felder intensiv bewässert. Wenn Landwirte in einem Jahr aber stärker auf Grundwasser zurückgreifen, dürfen sie im nächsten Jahr weniger oder gar nicht bewässern. Geschieht dies doch, drohen ökologische Probleme und langfristig eine Schwächung der Grundwasservorräte.
Dabei will die Politik niemandem den Hahn abdrehen, vielmehr geht es um die Suche nach Alternativen, damit für die Feldberegnung und industrielle Nutzung statt Grundwasser und qualitativ hochwertigem Trinkwasser anderes Wasser Verwendung findet. Beispielsweise kann dies Oberflächenwasser sein, selbst kommunale Abwässer könnten genutzt werden.
Neue Rückhaltebecken
Auf der Hand liegt auch, bei knapper werdendem Wasser den Wasserrückhalt zu verbessern und Maßnahmen zu treffen, um den Wasserabfluss im Binnenland zu verlangsamen. In den Anträgen geht es deshalb um die Förderung des Baus von Rückhaltebecken, auch aber um die Renaturierung von Mooren als Feuchtigkeitsspeicher.
Auch das Versiegeln von Flächen durch Bebauung wird als ein Hemmschuh für das Versickern von Wasser und die Bildung von neuem Grundwasser identifiziert. Flächensparendes Bauen soll daher unterstützt werden, um die Wasserversorgung der Zukunft zu erleichtern. (dpa/hp)