Breitband

Breitband-Ausbau kommt voran, aber...

Das große Problem ist und bleibt die "letzte Meile" vor allem im ländlichen Raum. Und das wird sich zeitnah auch nicht lösen lassen. Aber es gibt Ansätze einer provisorischen Überbrückung.
23.10.2019

Die "letzte Meile" zu einem Haus oder in ein Gebiet ist oft sehr teuer.

Stefan Muhle, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, spricht von unbewohnten oder kaum bewohnten "Problemclustern" und von Landstrichen im Süden Niedersachsens oder der Lüneburger Heide. "Aber es muss unser Anspruch sein, dass man aus allen Ecken Niedersachsens Notrufe absetzen kann", sagte Muhle beim 9. Breitbandgipfel Niedersachsen-Bremen. Bis 2025 soll jeder Haushalt einen gigabitfähigen Anschluss haben, nahm sich die niedersächsische Regierung vor. 2018 waren es sechs Prozent, heute sind es 39 Prozent.

"Der durchschnittliche Privatnutzer, der im Internet surft und ab und zu vielleicht mal Netflix schaut, der kommt sicher mit 20 bis 50 Megabit pro Sekunde aus", ordnet Christoph Krösmann vom Digitalverband Bitkom die Relation ein. Aber das Gigabit-Ziel sei völlig richtig. Das werde vor allem mit zunehmenden Virtual-Reality-Anwendungen ein Thema. Schon jetzt sei das bei Krankenhäusern mit großem Bilddatenvolumen oder an Schulen sinnvoll. Bei Privatnutzern seien dagegen der Bedarf und auch die Zahlungsbereitschaft für solch ein Produkt gering, merkt er an. Die Versorgung im Download in Niedersachsen mit 30 Mbit/s liegt zurzeit bei 84 Prozent und die für 100 Mbit/s bei 65 Prozent. 78 Prozent der niedersächsischen Schulen seien laut Landesregierung gigabitfähig oder befänden sich im Ausbau dazu. Das gleiche gelte für rund zwei Drittel der Krankenhäuser, ergänzte Muhle.

Die letzte Meile bleibt problematisch

Doch es ist vor allem die oft angesprochene "letzte Meile", bei der der Anschluss auf dem flachen Land exorbitant teuer wird. Dies erweise sich als zunehmendes Problem, sagte der Hauptgeschäftsführer des Niedersächsischen Landkreistages, Hubert Meyer. "Die Förderkulissen von Bund und Land sind darauf nicht zugeschnitten, deshalb müssen die Kommunen hierfür mit hohen Eigenanteilen einspringen." Beim Breitbandausbau zieht er das Fazit: Insgesamt gehe es deutlich voran, aber es bleibe mühsam. Auch Muhle ist sich der Problematik bewusst. "Aber klar ist auch: Wir können nicht 100.000 Euro für einen Anschluss in die Hand nehmen." Deshalb müsse man beim schnellen Internet auch über Alternativen nachdenken: Er nennt hier das "Pflügen", bei dem im Gegensatz zu aufwendigen Erdarbeiten erst einmal mit Traktor und Pflug die Kabel in die Erde gebracht ("gepflügt") werden, und die Möglichkeit, Kabel vorübergehend oberirdisch an Masten mit zu verlegen.

Fortschritte attestierten Kreise und Kommunen dem Land hingegen bei dem Bürokratieabbau der Förderung. Aus acht Fördertöpfen sei einer geworden und die Zuständigkeit von mehreren Ressorts auf das Wirtschaftsministerium konzentriert worden. "Unbürokratischer und viel effizienter als vorher", urteilte der Hauptgeschäftsführer des Niedersächsischen Städtetages, Jan Arning. Beim Thema Mobilfunk berichtete der Osterholzer Landrat Bernd Lütjen (SPD) von einem Modellprojekt, das Verbraucher freuen dürfte. In Zusammenarbeit mit den Kommunen seien Autos mit Messinstrumenten auf dem Dach im ganzen Kreis unterwegs, um zu prüfen, ob die Angaben von Mobilfunkanbietern zur Versorgungsqualität zutreffen. Immer wieder meldeten sich Bürger mit Klagen, weil Zusagen der Anbieter nicht eingehalten würden, sagte Lütjen. Mit eigenen Prüfdaten sei man nicht mehr nur auf die Angaben der Anbieter angewiesen und können diese auf Defizite hinweisen. (ab/dpa)