Breitband

Telekom bekommt mächtigen Konkurrenten

Es ist offiziell: Vodafone übernimmt die Kabelnetze von Unitymedia. Damit kann der zweitgrößte Telekommunikationsanbieter in Deutschland Festnetz und Mobilfunk über eine eigene Infrastruktur anbieten – was bislang der Telekom vorbehalten war.
09.05.2018

Vodafone kauft für 18,4 Mrd. Euro Kabelanbieter Unitymedia vom englischen Unternehmen Liberty Global. Zwar verfügte Vodafone bereits über ein weitreichendes Kabelnetz, es fehlten aber Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg – eben jene Bundesländer, in denen Unitymedia aktiv ist. Neben Deutschland kommen noch Kabelnetze aus der Tschechischen Republik, Ungarn und Rumänien hinzu. Der Deal steht noch unter Vorbehalt der Zustimmung der zuständigen Wettbewerbsbehörden.

Timotheus Höttges wetterte gegen die Übernahme und will dagegen ins Feld ziehen, berichtet das Handelsblatt. Er halte den Deal für falsch und wettbewerbsverzerrend. Denn das bereits weitflächig verbaute Kabelnetz geht bis in die Wohnungen und leitet deutlich schneller Daten durch als die Kupferkabel der Telekom. Ein weiterer Unterschied zu den Telekommunikationsanbietern und den Kabelunternehmen ist, dass sowohl regionale Anbieter als auch die Deutsche Telekom ihre Netze an Wettbewerber vermieten, um so eigene Angebote machen zu können. Die Kabelgesellschaften machen das bislang nicht.

Zugang zur Kabelinfrastruktur könnte Telekom weh tun

Allerdings prüft die Bundesnetzagentur laut der "FAZ", in welchen Gebieten das Kabel eine marktmächtige Position erlangt habe. In Regionen, wo das nicht ausgeschlossen erscheint, könnte man die Kabelanbieter verpflichten ihre Infrastruktur für andere Anbieter zu öffnen. Dies würde die Deutsche Telekom allerdings schmerzhaft treffen: Das Unternehmen erzielte 3,7 Mrd. Euro Umsatz im Jahr, indem es sein Netz an Konkurrenten vermietet, schreibt das Handelsblatt.

Zuvor hatte bereits der Glasfaser-Verband Buglas einen Brief an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier geschrieben und den Zusammenschluss von Vodafone und Unitymedia als "ordnungspolitisch verfehlt und nicht genehmigungsfähig" bezeichnet (siehe FTTH: Regionaler Ausbau in Gefahr?). Auch der Bundesverband Breko fürchtet eine Einschränkung des Wettbewerbs zu Lasten von Verbrauchern und Unternehmen. Schon heute hätten Bürger und Firmen in einigen Regionen kaum oder keine Wahlmöglichkeiten in puncto Fernsehen und/oder Breitband-Internet-Angeboten.

Kritik der Verbände

"Ähnlich wie die Deutsche Telekom mit (Super-)Vectoring setzen auch die großen Kabelnetzbetreibern mit ihren Koax-Kabeln auf Kupfer auf der letzten Meile und vermeiden so Investitionen in zukunftssichere, reine Glasfaser", bemängelt Breko-Geschäftsführer Stephan Albers. Auch der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) schließt sich dieser Meinung an.

Der Breko hält eine pauschale Genehmigung des Projekts durch die Kartellbehörde für fraglich. Wenn überhaupt, erscheint eine Genehmigungsfähigkeit nur unter strengen Auflagen denkbar. Der Breko fordert daher eine Öffnung des künftigen Kabelnetzes von Vodafone für andre Netzbetreiber.


Statement Vodafone

Christoph Clément, Mitglied der Geschäftsleitung von Vodafone, spricht hingegen von einem Gespenst des Kabelmonopols. "Es gibt keinen Kabelmarkt. Vielmehr gibt es einen Breitbandmarkt. Wenn man hier die Zahlen analysiert, wird der Versuch dieser künstlichen, neuen Abgrenzungen klar: Auch mehr als 20 Jahre nach der Marktliberalisierung beherrscht die Telekom laut VATM-Marktstudie noch 75 Prozent aller Kundenanschlüsse in Deutschland. Auch gemeinsam kämen Vodafone und Unitymedia lediglich auf 21 Prozent. Damit wären die Bonner immer noch fast viermal größer", so sein Statement.

Auch hat er wettbewerbsrechtlich keine Bedenken: Die zuständige Kartellbehörde prüft vor allem, ob es nach der Fusion weniger Wettbewerb als vorher geben wird. Da sich die Kabelnetze von Vodafone und Unitymedia nirgendwo überlappen – also dort wo Vodafone sein Netz anbietet, Unitymedia seines gerade nicht anbietet und umgekehrt – sehen wir nicht, welcher Wettbewerb hier reduziert werden sollte.

Hohe Investitionen in den nächsten vier Jahren geplant

Vodafone verspricht bis 2022 außerdem 25 Mio. Haushalten Anschluss an die Gigabit-Autobahn mit seinen aufgerüsteten Kabelnetzen zu bieten. Insgesamt will man in den nächsten vier Jahren dazu zwölf Mrd. Euro in Deutschland investieren. (sg)