Breitband

VATM: Abhängigkeit der TK-Anbieter von der Telekom ist gestiegen

Wegen der Vectoring-Entscheidung leisten Wettbewerber einen großen Beitrag zum Festnetzumsatz der Telekom, bemängelt der Verband VATM. Dieser liefert in seiner neuen Studie aktuelle Zahlen zum deutschen TK-Markt
09.10.2018

Der Gesamtumsatz der Telekommunikationsanbieter in Deutschland bewegt sich in diesem Jahr – sowohl bei Festnetz als auch mobil – auf demselben Niveau wie 2017: Waren es vergangenes Jahr 59,3 Mrd. Euro, sind es 2018 voraussichtlich 59,4 Mrd. Euro. Dies ergibt die aktuelle TK-Marktstudie von der Unternehmensberatung Dialog Consult und dem Verband VATM.

Erstmals macht der Umsatz mit Datenverkehr mehr als die Hälfte des Mobilfunkumsatzes aus (53 Prozent, 14,1 Mrd. Euro).

Mehr Leistung fürs Geld

Für die nahezu selben Gesamtumsätze sind laut Studie drei gegenläufige Trends verantwortlich: Ein anhaltender Wettbewerb führe erstens zu Preissenkungen für den Endverbraucher. Zweitens steigen die Anschlusszahlen bei höheren Bandbreiten und die übertragenen Datenvolumina nehmen zu.  Zudem könnten die Steigerungen bei der Nutzugn von Datendiensten preislich nicht immer komplett an die Kunden weitergegeben werden, so der letzte Punkt.

"Der Kunde bekommt mehr Leistung für sein Geld", fasst Studienautor Torsten J. Gerpott zusammen. Er ist wissenschaftlicher Beirat der Unternehmensberatung Dialog Consult und Inhaber des Lehrstuhls für TK-Wirtschaft an der Universität Dusiburg-Essen. Beliefen sich die durchschnittlichen Umsätze pro Mobilfunk-SIM 1998 noch bei 57,26 Euro, betragen sie heute nur noch 16,68 Euro. Für nächstes Jahr erwartet Gerpott erneut einen leichten Preisrückgang.

Vorleistungsprodukte erhöhen Abhängigkeit der Wettbewerber

Einen großen Beitrag zum Festnetzumsatz der Telekom liefern Einnahmen durch Vorleistungsprodukte, die die Wettbewerber beim Ex-Monopolisten einkaufen. "Vor allem infolge der zweiten Vectoring-Entscheidung der Bundesnetzagentur müssen viele Wettbewerber verstärkt auf Bitstrom-Vorleistungen zurückgreifen. Das hat die Abhängigkeit der alternativen Festnetzanbieter in den letzten Jahren deutlich erhöht", so Gerpott. Bei Zugängen auf Basis eines virtuellen Bitstrom-Zugangs fließen pro Euro Umsatz direkt 70 Cent an die Telekom Deutschland.

Die Investition in Sachanlagen erreichten mit rund 8,3 Mrd. Euro den höchsten Wert seit 2001. Es sind rund 0,1 Mrd. mehr als 2017. Die Wettbewerber haben seit der Marktliberalisierung rund 78 Mrd. Euro investiert, die Telekom 73 Mrd. Euro.

Festnetz-Breitbandanschlüsse wachsen

Gestiegen sind auch die Zahl der Festnetz-Breitbandanschlüsse: Um rund 1,1 Mio. auf 34,3 Mio. Etwa 3,4 Mio. Haushalte – ein Plus von 520 000 – sollen bis Ende 2018 an Glasfasernetze bis ins Gebäude oder bis in die Wohnung (FTTB/FTTH) angeschlossen sein. Das bedeutet 18 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Anzahl der Haushalte, die diesen Anschluss auch buchen, liege im Vorjahresvergleich mit fast einem Viertel mehr auf erstmals über eine Million zu. Neun von zehn Haushalten, die Ende 2018 einen FTTB/FTTH-Anschluss nutzen, werden ihn nicht von der Telekom beziehen. Die Wettbewerber bauen laut der Studie drei Viertel dieser Glasfaseranschlüsse.

Datenhunger steigt

Es zeige sich auch, dass die Kunden mehr Geschwindigkeit wollen: Der Anteil an nachgefragten Festnetzanschlüssen mit mindestens 50 Mbit/s Downstream-Bandbreite wird 2018 auf ein Drittel zulegen. Das sind ein Fünftel mehr als im Vorjahr. In diesem Jahr sollen außerdem 2,5 Mrd. Gigabyte in Mobilfunknetzen verschickt oder heruntergeladen werden – 88 Prozent mehr als 2017.

Im Festnetz übertragen die Nutzer voraussichtlich 36,5 Mrd. Gigabyte. Ein Plus von 12,3 Prozent. Beim Telefonieren verhält es sich hingegen andersherum: Im Festnetz sinkt die Zahl der Gesprächsminuten deutlich von 340 auf 325 Millionen pro Tag, im Mobilfunknetz um lediglich drei Millionen Minuten auf 306 Mio. Minuten täglich. Software-basierte Telefonie-Anwendungen wie Skype und Whatsapp hingegen gewinnen insgesamt an Bedeutung mit 265 Millionen Minuten (plus zwei Prozent). (sg)