Strom

50Hertz testet umweltschonende Höchstspannungsleitung

50Hertz und die Spie GmbH haben eine 380-kV-Pilotstrecke mit reduzierter Trassenbreite und Masthöhe gebaut, die deutlich umweltfreundlicher ist als bisherige Systeme.
24.08.2018

Innovativ und umweltverträglich: die Compact-Line von 50Hertz.

Compact-Line – so heißt die innovative Leitung zum Stromtransport mit Höchstspannung, mit deren Hilfe der Netzbetreiber 50Hertz schon in Bälde deutlich umweltfreundlichere und ressourcenschonendere Stromtrassen bauen will. Es handelt sich bei der Compact-Line um ein neu konzipiertes System aus Masten und Leiterseilaufhängungen, das wesentlich kompakter ist als alle herkömmlichen 380-kV-Höchstspannungsfreileitungen. Seit 2013 wurde die Compact-Line unter Federführung von 50Hertz von einem Forschungskonsortium entwickelt.

Mit einer Trassenbreite von 55 Metern und einer Masthöhe von 32 Metern nimmt die Compact-Line deutlich weniger Raum in Anspruch als herkömmliche Systeme. Im September 2017 begann der Bau der nun fertiggestellten Pilotstrecke. Als Testgelände wurde Jessen im Landkreis Wittenberg, gelegen in Sachsen-Anhalt, ausgewählt. Die Spie Deutschland & Zentraleuropa GmbH übernahm den Bau der gut zwei Kilometer langen Stromtrasse. Spie ist ein technischer Ausrüster für Gebäude, Anlagen und Infrastruktur-Projekte.

Deutlich weniger auffällig in der Landschaft

Die üblicherweise bei 380-kV-Leitungen eingesetzte Baureihe „Donau“ benötigt eine Trassenbreite von 72 Metern und hat Masten, die mindestens 52 Meter hoch sind. Dank der Neuentwicklung können allein bei der Masthöhe 20 Meter wegfallen: „Wir haben mit der Compact-Line gezeigt, dass es möglich ist, Freileitungen kleiner zu bauen, ohne Abstriche in wichtigen Funktionsbereichen zu machen“, freut sich der Technische Geschäftsführer von 50Hertz, Frank Golletz.

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert und zudem von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung sowie von Lapp Insulators unterstützt; an der Neuentwicklung waren auch Wissenschaftler der RWTH Aachen beteiligt. „Der Schlüssel zur Verringerung der Masthöhe und der Trassenbreite ist die deutliche Reduzierung des Seildurchhanges“, erklärt Ralf Schlosser, Leiter der Geschäftseinheit Leitungsbau bei Spie, „weltweit gibt es kein vergleichbares Freileitungssystem.“

Eine erste Genehmigung ist bereits erteilt

Nach der nun erfolgten Inbetriebnahme folgt eine mindestens einjährige Monitoringphase, in der alle Einzelkomponenten und das Verhalten des Gesamtsystems kontinuierlich beobachtet werden. Und eine erste Trasse des neuen, umweltverträglicheren Typs ist bereits in Planung: Im April 2017 erteilte das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt die Genehmigung für die Errichtung einer Netzanbindung des Bautyps Compact-Line von der Leitung Ragow – Förderstedt zum neu errichteten Umspannwerk Jessen Nord, das im August 2016 in Betrieb gegangen ist. (sig)