Auch für Industrie sinken Netzentgelte - erstmals seit 2009
Die Netznutzungsentgelte, die Stromverbraucher mit registrierender Leistungsmessung (rLM) zahlen müssen, sind gegenüber dem 1. April 2017 um 3,9 Prozent oder um 0,16 Cent pro kWh gesunken, wenn diese ans Mittelspannungsnetz angeschlossen sind. Bei rLM-Niederspannungskunden sank die Netzentgelt-Belastung zeitgleich um 3,4 Prozent oder um 0,23 Cent pro kWh. Entsprechende Zahlen veröffentlichte der Verbraucherverband VEA am Dienstag. Nach seinen Angaben ist es die erste Senkung seit neun Jahren.
Seit Mitte Oktober 2017 stand fest, dass die Netznutzungsentgelte 2018 für Haushaltskunden nach ähnlich langer Verteuerung erstmals wieder im Schnitt sinken würden, während sie lokal durchaus steigen konnten: Das Systemhaus Enet berechnete damals für die ZfK bei einem durchschnittlichen Grundversorgungskunden, der 2200 kWh im Jahr verbraucht, eine gemittelte Senkung um 5,3 Prozent auf 7,54 Cent (netto) pro kWh (gedruckte ZfK 11/17, 9).
Komplizierter zu berechnen
Nun ist ziemlich klar, dass auch die Masse der rLM-Industrie- und -Gewerbekunden weniger Durchleitungsgebühren zahlt. Die Berechnung ist allerdings ungleich komplizierter als bei Privat- und Gewerbekunden mit Standardlastprofilen. Denn es gibt hier zusätzlich einen Leistungspreis, der von der höchsten abgerufenen elektrischen Leistung abhängt und sich auch nach Verbrauchsmengenklassen unterscheidet.
Daher hat der VEA 15 Abnahmefälle in der Mittelspannung und drei Verbrauchsprofile in der Niederspannung gebildet, die er für weit verbreitet hält. Auf diese legt er die Entgelte von 812 der knapp 900 Verteilnetzbetreiber und legt dann die Leistungspreis-Komponente auf die jeweiligen Verbrauchsmengen um. Der Verband spricht von einem "hohen Repräsentationsgrad". Er vertritt gut 4500 private und öffentliche Unternehmen.
Stadtwerke unter den Günstigsten und Teuersten
Wie jedes Jahr klagt der VEA aber auch diesmal über die lokale Spreizung der Netznutzungsentgelte von bis zu 400 Prozent. In der Mittelspannung liegt zwischen den zehn Billigsten und den zehn Teuersten ein Abstand von 6,61 zu 13,12 Cent pro kWh, in der Niederspannung eine Distanz von 2,12 zu 3,62 Cent.
Zu den preiswertesten Netzbetreibern für Verbraucher an der Mittelspannung zählen demnach:
- die Stadtwerke Waldkirchen im Bayerischen Wald,
- die Stadtwerke Metzingen und
- die Stadtwerke Hilden.
Preisführer sind laut VEA:
- das Elektrizitätswerk Hindelang im Oberallgäu,
- die Stadtwerke Leutershausen bei Nürnberg und
- der Hafen Emden. (geo)