Strom

Auf dem Weg zum Stromnetz der Zukunft

Als technischer Regelsetzer will VDE FNN eine klare Orientierung für das Energiesystem von morgen geben. Dazu hat er das Zielbild "Energiesystem 2030" entworfen.
01.12.2021

Ein Blackout ist eines der Szenarien, die häufig mit dem Umbau des Netzes verbunden werden. VDE FNN zeigt mit seinem Zielbild „Energiesystem 2030“, wie die Stromversorgung in Deutschland auch in disruptiven Zeiten sicher bleibt.

Das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE FNN) beschreibt in seinem Zielbild "Energiesystem 2030" (mehr dazu auf der VDE-Website) den Weg zum künftigen systematischen Umbaus des Energiesystems. Den Stromnetzen kommt dabei eine herausragende Bedeutung zu: Sie sorgen für eine sichere Integration von regenerativen Erzeugungsanlagen und neuen Verbrauchern, wie der E-Mobilität, und sollen jederzeit die zuverlässige Versorgung mit Strom gewährleisten.

Aus dem bisherigen Netz zur Verteilung zentral erzeugter Energie wird ein Netzwerk für dezentrale Akteure. Dabei werden Millionen von Akteuren und Schnittstellen so miteinander verknüpft, dass sie miteinander kommunizieren können. „Wir machen das Energiesystem fit für die Zukunft: digital, flexibel und weiterhin zuverlässig. Außerdem müssen wir die Energiewende noch mehr zum Kunden bringen. Den Netzbetrieb gestalten wir nachhaltig und leisten so unseren Beitrag zur Klimaneutralität“, erläutert Joachim Kabs, Vorstandsvorsitzender von VDE FNN, die drei Schwerpunkte des VDE FNN Zielbildes:
 

Stromverbrauch in Zeiten mit viel erneuerbarer Leistung schieben

Geht es nach der künftigen Bundesregierung, soll ein beschleunigter Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2030 erfolgen. Dazu sollen die erneuerbaren Energien noch stärker und schneller als bisher ausgebaut werden: 2030 soll der Bruttostrombedarf durch 80 Prozent erneuerbare Energien gedeckt werden.

„Eine zuverlässige Stromversorgung kann unter diesen Umständen nur gelingen, wenn die Schwankungen der wetterabhängigen Einspeisung geglättet werden und das gesamte Netz, vom Übertragungs- bis zum Verteilnetz, zügig ausgebaut wird. Erst wenn erneuerbare Energie in das Gesamtsystem aufgenommen und den Verbrauchern zur Verfügung gestellt wird, gelingt die Energiewende. Zudem sollte der Verbrauch, wo immer möglich, in Zeiten verschoben werden, in denen viel erneuerbare Leistung zur Verfügung steht“, sagt Kabs.

In einem flexiblen Energiesystem seien die schwankenden, erneuerbaren Energien, die gesicherte Leistung und das Verhalten von leistungsstarken und energiereichen Verbrauchern aufeinander abgestimmt.

 
Diskriminierungsfreien Zugang zu elektrischer Energie sicherstellen

Im vorgelegten Koalitionsvertrag bekennt sich die künftige Regierung zur Modernisierung und Digitalisierung der Verteilnetze, etwa durch „vorausschauende Planung und mehr Steuerbarkeit“. Zudem soll der Rollout intelligenter Messsysteme beschleunigt werden. Kabs drängt in diesem Zusammenhang auf eine Weiterentwicklung des Ordnungsrahmens und des Marktes.

Der diskriminierungsfreie Zugang zu Netz und zuverlässiger Stromversorgung muss auch in Zukunft sicher sein. Dazu gehöre aber auch, den Netzbetreibern eine Steuerung von speziellen Verbrauchseinrichtungen, wie Ladeeinrichtungen für E-Fahrzeuge, zuzubilligen. Es gehe ausdrücklich nicht darum, ihnen wie in Großbritannien Sperrzeiten etwa für das Laden von E-Autos einzuräumen. Es müsse jedoch möglich sein, das Laden bei Bedarf zeitweise auf die zugesicherte Leistung zu begrenzen. „Die Stromversorgung hängt davon ab, dass Netzbetreiber in kritischen Situationen eingreifen können und dürfen“, sagt Kabs weiter.

Als technischer Regelsetzer will VDE FNN eine klare Orientierung für das Energiesystem von morgen geben. Kabs unterstreicht, dass die Maßnahmen im Sinne des VDE-FNN-Zielbildes eine praxisgerechte Grundlage liefern, mit der die Koordinierung zwischen Leistung und Verbrauch im flexiblen Energiesystem möglich werde und die Stromversorgung weiter zuverlässig bleibe. Dazu werde VDE FNN im ersten Quartal 2022 eine Roadmap mit konkreten Schritten bis 2024 vorlegen. (sg)