Strom

Berlin: Komplettversorgung mit grünem Strom ist möglich

Ein Großteil des Berliner Stromverbrauchs kann bereits mit grüner Energie gedeckt werden. Das ergibt sich aus einer Studie des IKEM. Allerdings besteht noch Regelungsbedarf.
14.11.2018

Rotes Rathaus in Berlin: der Senat erprobte am Wochenende eine verkehrsfreie Friedrichstraße.

Das Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM) weist in einer Studie nach, dass Berlin zu großen Teilen und in Echtzeit mit erneuerbarem Strom aus Brandenburg versorgt werden kann. Dazu haben die Autoren Echtzeiterzeugungs- und Verbrauchslasten der zwei Regionen verglichen. Die Studie entstand im Auftrag der Plattform Lokale Energie und unter der Schirmherrschaft des Regionalverbandes Berlin-Brandenburg im Bundesverband Windenergie (BWE).

Besonderen Wert legen die Autoren der Studie auf die Zeitgleichheit von grüner Erzeugung und Verbrauch. Zur Überprüfung wurden die minutengenauen Erzeugungsdaten von erneuerbaren Energien in der Region mit den ebenso genauen Verbrauchsdaten öffentlicher Liegenschaften in Berlin – auch Krankenhäuser, Schulen und Rathäuser – verglichen. "Berlin als Stromabnehmer und Brandenburg als Grünstrom-Erzeuger ergänzen sich bestens", teilt IKEM-Geschäftsführer und Leiter der Plattform Lokale Energie, Simon Schäfer-Stradowsky, mit.

40 Prozent über die Photovoltaik

Vor dem Hintergrund des ambitionierten Berliner Energie- und Klimaschutzprogramms 2030 sollen künftig rund 30 bis 40 Prozent des Energiebedarfs der Hauptstadt mit Strom aus Berliner Photovoltaik-Anlagen gedeckt werden. Wie gezeigt wurde, könnte der verbleibende Bedarf mit Brandenburger Strom aus Erneuerbaren bedient werden. Und dies nicht nur bilanziell, sondern real, also zum Zeitpunkt des Verbrauchs.

Zusätzlich widmen sich die Autoren der Studie auch der rechtlichen und ökonomischen Machbarkeit. Hier müssen offenbar noch einige Hürden überwunden werden: So ist das Potenzial zur regionalen Vermarktung des grünen Stroms durch fehlende Handlungsspielräume im Energierecht bislang begrenzt. Schäfer-Stradowsky: "Um Berliner Schulen und Krankenhäuser klimaneutral zu betreiben, brauchen diese echten grünen Strom, am besten aus der Region. Entsprechende Stromprodukte sind im derzeitigen energiewirtschaftlichen Umfeld nicht absehbar." Die Autoren empfehlen deshalb Anpassungen des Rechtsrahmens. Sie sehen den Gesetzgeber in der Pflicht, hier neue Möglichkeiten zu schaffen. (sig)