Strom

Bruttostromverbrauchs-Bilanz: Speicher und Gaskraftwerke unverzichtbar

Die Erneuerbaren halten in den ersten drei Quartalen 43 Prozent am Bruttostormverbrauch. Vor allem die Windkraft schwächelte zwischenzeitlich in der Erzeugung. Branchenexperten weisen auf die Notwendigkeit von gesicherter Kraftwerksleistung hin.
28.09.2021

Ein windschwacher Sommer, dafür umso mehr Sonnenstunden für die PV in Deutschland – so lässt sich die Erzeugungsbilanz der ersten drei Quartale zusammenfassen.

Der Anteil der Erneuerbaren am Bruttostromverbrauch liegt in den ersten drei Quartalen 2021 etwas niedriger als im Vorjahreszeitraum – 43 Prozent zu 48 Prozent. Grund hierfür waren 2020 zahlreiche Sondereffekte. So war das erste Quartal deutlich windreicher als dieses Jahr und es wurde aufgrund der Corona-Beschränkungen historisch wenig Strom verbraucht.

Insgesamt zeigt sich in der Quartalsbilanz jedoch, wie wichtig gesicherte Kraftwerksleistung sowie Speichertechnologien für die Energiewende werden. Die Volatilität von Windkraft und PV war vor allem in diesem Sommer spürbar, wie die turnusmäßigen Zahlen des BDEW und der Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) ergeben haben.  

Neue Gaskraftwerke fit für Wasserstoff machen

So erzeugte die Windkraft an Land im Juni lediglich 3,4 Mrd. kWh Strom – der niedrigste Monatswert seit 2015. Gleichzeitig fuhr die PV mit 7,8 Mrd. kWh einen Rekordmonat ein. Das sind satte elf Prozent mehr als der bislang sonnenreichste Monat, nämlich Juni 2019. Im restlichen Jahr bewegte sich die PV-Erzeugung auf einem durchschnittlichen Niveau, so die Zahlen des BDEW und ZSW.

„Um Phasen mit ungünstigen Wetterverhältnissen ausgleichen zu können, muss (…) die Entwicklung von Speichertechnologien vorangetrieben und in regelbare gesicherte Kraftwerksleistung auf Basis von Gas investiert werden. Neue Gaskraftwerke und Gas-KWK-Anlagen müssen technologisch bereits in der Lage sein, zukünftig Wasserstoff als Energiequelle zu nutzen und damit langfristig klimaneutral arbeiten zu können“, fordert Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung neben einem deutlich ambitionierteren Erneuerbaren-Ausbau.

Energieeffizienz muss gesteigert werden

Frithjof Staiß, geschäftsführender Vorstand des ZSW ergänzt: „Wir müssen auch bei der Stromeffizienz sehr viel schneller vorankommen.“ Das reiche von Klima- und Lüftungsanlagen bis hin zu Heizungspumpen und der Straßenbeleuchtung. Ansonsten würde der Strombedarf in Folge der Sektorenkopplung deutlich schneller steigen als die Erneuerbaren ausgebaut werden, so Staiß weiter.

Insgesamt lag die Bruttostromerzeugung in den ersten drei Quartalen bei 426 Mrd. kWh – ein Anstieg von vier Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Insgesamt wurden knapp 178 Mrd. kWh Strom aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen erzeugt (Quartal 1-3 2020: 191 kWh). Davon stammten gut 63 Mrd. kWh aus Wind an Land, knapp 46 Mrd. kWh aus Photovoltaik, knapp 37 Mrd. kWh aus Biomasse, rund 16 Mrd. kWh aus Wind auf See und knapp 16 Mrd. kWh aus Wasserkraft. Aus konventionellen Energieträgern wurden knapp 249 Mrd. kWh erzeugt. Im Vorjahreszeitraum waren es knapp 220 Mrd. kWh. (lm)