Strom

EEG-Novelle: Mieterstrom im Schatten der PV

Das Osterpaket sieht teilweise Verbesserungen für PV-Anlagen vor, Mieterstrom-Projekte profitieren davon zwar, explizit genannt werden sie jedoch nicht. Der Mieterstromspezialist EINHUNDERT sieht deutlichen Nachbesserungsbedarf.
20.04.2022

EINHUNDERT aus Köln realisiert in ganz Deutschland Mieterstromprojekte und arbeitet unter anderem mit Getec, EWE und der Rheinenergie zusammen.

Die EEG-Novelle sieht zwar sieht eine massive Erhöhung der Ausbauziele für Wind- und Solarstrom vor und teilweise deutliche Erleichterungen für Anlagenbetreiber, doch für Mieterstromprojekte wurden kaum Anreize geschaffen. Ernesto Garnier, CEO und Gründer der Einhundert Energie GmbH aus Köln erklärt, wo die größten Baustellen liegen.

Der Chef des Mieterstromanbieters begrüßt zwar die Änderungen im EEG. Insbesondere die Erhöhung der Ausbauziele und die Fördersätze für PV stärke die Finanzierbarkeit von Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) in Zeiten steigender Hardware- und Finanzierungskosten. Ein großes Problem stelle allerdings die Benachteiligung der Eigenverbrauchsmodelle im Vergleich zu Volleinspeiseanlagen dar. "Für Eigenverbraucher sind die Fördersätze im Vergleich deutlich geringer. Eine gleichermaßen erhöhte Vergütung ist jedoch essentiell für den Rollout von Wärmepumpen und Mieterstrom im Gebäudebestand.", so Garnier

Anlagenzusammenfassung ist ein Problem

Aktuell werden bei Mieterstrom im Modell Lieferkette zwei Cent pro kWh Stromsteuer erhoben, obwohl Mieterstrom von Umlagen befreit sein soll. Dies können je nach Anlagengröße mehrere Tausend Euro pro Jahr sein. Die Stromsteuerbefreiung für das Lieferkettenmodell werde laut Garnier in dem Gesetzespaket jedoch nicht berücksichtigt.

"Hinzu kommt, dass bei der Berechnung der Einspeisevergütung benachbarte PV-Anlagen auf Gebäuden zusammengefasst werden, technisch jedoch einzelne Netzanschlüsse die Regel sind, insbesondere bei Bestandsgebäuden", erklärt Garnier. weiter. "Anlagenkosten sind daher viel höher, die Vergütung für Einspeisung je kWh aufgrund der Anlagenzusammenfassung aber wesentlich geringer."

Zentrale Anmeldeplattform nötig

Auch im neuen EnWG sieht Garnier Anpassungsbedarf. Dort ist zwar ein Internetportal für Anmeldeprozesse für PV-Anlagen, Ladesäulen und Smart Metering vorgesehen, die Verfahren laufen aber weiter dezentral über die jeweiligen Seiten der Verteilnetzbetreiber. "Es bedarf einer bundesweiten zentralen Plattform, über die überall PV-Anlagen und Smart Metering nach den gleichen technischen Standards und Zeitfristen angemeldet werden können, egal in welchem Netzgebiet sie sich befinden.", fordert Garnier.

Solarer Mieterstrom ist eine zukunftsträchtige Lösung, bei der Vermieter durch weniger CO2-Bepreisung für ihre Immobilien und Mieter*innen durch eine autarke und günstige Stromversorgung gleichermaßen profitieren. "Doch nur unter den richtigen Bedingungen für PV-Dachanlagen auf Quartiersgebäuden können Geschäftsmodelle wie Mieterstrom ihr volles Potenzial entfalten und dann einen signifikanten Beitrag zur Entkopplung von fossilen Brennstoffen leisten. Es gibt also noch erheblichen Nachbesserungsbedarf", sagt Garnier. (lm)