Strom

Erftstadt: Maroder Solar-Radweg wird demontiert

Stromproduktion und Verkehrsweg zugleich: die Idee für einen Solar-Radweg schien brillant. Leider hat das Projekt technisch nicht funktioniert. Nun werden die Module entfernt.
10.10.2019

Da hatten alle Beteiligten noch Hoffnung: die Eröffnung des Solarradweges im November 2018

Eine neuartige Solaranlage, die bis zu vier Einfamilienhäuser mit Strom versorgen kann – das war die Planung für den Solar-Radweg in Erftstadt. Am 12. November 2018 wurde er im Beisein von Bundesumweltministerin Svenja Schulze eröffnet. Auf 90 Metern Länge waren massive Solarmodule mit einer speziellen Oberfläche verlegt worden: stabil und rutschfest mussten sie sein. Vor allem aber sollten sie Strom erzeugen, der ins öffentliche Netz eingespeist werden sollte. Die Idee stammte von der Potsdamer Firma Solmove.

Doch die Anlage funktionierte nicht. So waren einige Solarmodule falsch verlegt worden. Der WDR spricht davon, dass auch einige mutwillig zerstört worden seien. Es gab Anschlussprobleme ans Stromnetz, und letztlich konnte erst im Februar der erste Strom eingespeist werden. Am 3. April schmorten jedoch bereits die Anschlussdosen durch. Der daraus entstandene Schwelbrand führte zu einer dauerhaften Abschaltung, Solmove-Geschäftsführer Donald Müller-Judex wollte darin aber „nur einen Schritt bei der Einführung einer neuen Technologie“ sehen.

Die Stadt zog die Reißleine

Anstatt der geplanten 16.000 KWh, die die 150 dunkelblauen, teils mit Korund beschichteten und mit einer Oberflächenstruktur versehenenen Glasplatten liefern sollten, kam nun gar kein Strom mehr: Der Solar-Radweg wurde gesperrt, eine großformatige Plane verhüllte die Photovoltaikmodule. Solmove sollte bis Ende Mai die Schäden am Radweg beheben, doch nichts passierte. Nach Angaben der Stadt Erftstadt wurde die Frist mehrfach verlängert. Da bis Ende September jedoch immer noch nichts passiert ist, wird das Projekt nun beendet.

Bis zum Ende der Herbstferien muss der Solar-Radweg nun abgebaut werden. Danach soll der die Strecke wieder ganz normal für Rafahrer benutzbar sein. Die Pläne, dort Strom zu produzieren, haben die Erftstädter bis auf weiteres ad acta gelegt. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums belaufen sich die Kosten für das Pannenexperiment in der 20 Kilometer südwestlich von Köln gelegenen Stadt auf etwa 100.000 Euro. (sig)