Strom

Frankreichs EDF erwartet Bau neuer Atomkraftwerke

Fast 60 AKW versorgen Frankreich mit Strom – doch damit nicht genug: Der EDF-Konzernchef Jean-Bernard Lévy rechnet mit dem Bau weiteren Kraftwerke.
18.10.2019

Zumindest das umstrittene Atomkraftwerk Fessenheim nahe der Grenze zu Deutschland soll im Sommer 2020 geschlossen werden.

Frankreich richtet sich nach Einschätzung des Energiekonzerns EDF auf den Bau neuer Atomkraftwerke ein. Eine Entscheidung darüber müsse von der Politik getroffen werden, sagte Konzernchef Jean-Bernard Lévy der Tageszeitung "Le Monde". Laut Blatt bat die französische Mitte-Regierung den Konzern offiziell, die Machbarkeit von sechs Reaktoren vom Typ EPR (Europäischer Druckwasserreaktor) im Land zu untersuchen.

"Es ist deutlich, dass sich Frankreich darauf vorbereitet, neue Atomkraftwerke zu errichten", sagte Lévy. "Man hat mich gebeten, eine Entscheidung für Mitte 2021 vorzubereiten."

Macron hatte 13 Abschaltungen bis 2035 angekündigt

Staatschef Emmanuel Macron hatte vor knapp einem Jahr zugesagt, dass das umstrittene Atomkraftwerk Fessenheim nahe der Grenze zu Deutschland im Sommer 2020 endgültig geschlossen werden soll, und er kündigte an, dass bis 2035 zusätzlich zwölf Atomreaktoren an anderen Standorten abgeschaltet werden. Fessenheim ist seit 1977 am Netz und damit das älteste noch laufende Kernkraftwerk Frankreichs. Kritikern gilt es seit langem als Sicherheitsrisiko.

Der neue Atomreaktor in Flamanville am Ärmelkanal werde bis Mitte 2021 nicht in Betrieb gehen, sagte Lévy. Der Konzern hatte unlängst angekündigt, dass die Kosten um 1,5 Mrd. Euro auf 12,4 Mrd. Euro steigen werden. Grund sind Probleme an den Schweißnähten. Ein grundsätzliches Problem mit dem EPR gebe es nicht, sagte Lévy. Er verwies auf den weltweit ersten EPR im chinesischen Taishan, der bereits laufe.

"Atomland" Frankreich

Frankreich gilt als "Atomland" und betreibt nach früheren Angaben 58 Atomreaktoren. Mehr als 70 Prozent der französischen Stromproduktion kommen aus der Kernkraft. EDF gehört mehrheitlich dem französischen Staat. (dpa/pm)