Strom

GP Joule: Pilotprojekt zur Veredelung von Windstrom

Der Bürgerwindpark Ellhöft geht in die Produktion von Wasserstoff über, um Treibstoff für Brennstoffzellen-Fahrzeuge zu vermarkten. Weitere Pilotprojekte sind geplant.
02.10.2018

Setzen auf Wasserstoff (v.l.): Frank Zimmermann, Geschäftsführer H-Tec Systems, und Reinhard Christiansen, Geschäftsführer des Windpark Ellhöft, vor dem Demo-Modell des PEM-Elektrolyseurs ME 100/350.

Modell der Zukunft: Ein Windpark, ein Elektrolyseur und eine Wasserstoff-Tankstelle – dieses System wird jetzt ganz oben im Norden, an der dänischen Grenze, umgesetzt. Der Bürgerwindpark Ellhöft erwirbt einen von H-Tec Systems entwickelten PEM-Elektrolyseur. Der dann erzeugte Wasserstoff wird über eine Wasserstoff-Tankstelle vermarktet. Die Installierung und Inbetriebnahme des Elektrolyseurs soll bis Frühjahr 2019 erfolgen.

„Unser PEM-Elektrolyseur ME 100/350 ist ein technologischer Schlüsselbaustein, um Strom aus erneuerbaren Energien zu veredeln und damit insbesondere für Windanlagenbetreiber außerhalb des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) neue attraktive Märkte zu eröffnen“, erklärt Frank Zimmermann, für den Vertrieb verantwortlicher Geschäftsführer von H-Tec Systems, einem Tochterunternehmen des Projektentwicklers GP Joule. Der Elektrolyseur produziert nominal bis zu 100 Kilogramm Wasserstoff pro Tag, bei einer elektrischen Last von 225 kW – dies reiche für die Betankung von bis zu 20 Wasserstoff-Autos täglich – eine Frequenz, die derzeit ausreicht für die Wasserstoff-Flotte in der Region.

Gut in 20-Fuß-Container verpackt

Der Elektrolyseur ist in einem 20-Fuß-Container eingebaut. Der Container soll direkt an der Wasserstofftankstelle in Westre stehen. „Sollte die Wasserstoffnachfrage steigen, ist es unproblematisch, weitere Elektrolyseure im Netz zu ergänzen“, so Frank Zimmermann. Generell könne der PEM-Elektrolyseur ME 100/350 wechselnden Lastprofil-Vorgaben, etwa aufgrund eines fluktuierenden (Wind-)Stromangebots oder einer variierenden Wasserstoffnachfrage vollautomatisch folgen.

Reinhard Christiansen, Initiator, Geschäftsführer vom Windpark Ellhöft und Landesvorsitzender des Bundesverbandes Windenergie (BWE), ist von der Mobilitätswende mit Wasserstoff überzeugt: „Unser Windpark ist 2000 in Betrieb gegangen. Mit Auslaufen der EEG-Förderung und mit Blick auf die hohen Windüberkapazitäten stellt sich die Frage nach alternativen, wirtschaftlich attraktiven Vermarktungsoptionen.“

Veredlung von Windstrom bietet großes Potenzial

Christiansen und seine Partner sehen in der Veredelung von Windstrom zu Wasserstoff und seinen Einsatz im Verkehr sehr großes Potenzial. Ein erster Start erfolge nun mit der Versorgung des Individual- und ÖPN-Verkehrs über die Wasserstofftankstelle.

Ove Petersen, Geschäftsführer von H-Tec Systems und GP Joule, glaubt, dass sich die Kosten für Elektrolyseure in Zukunft deutlich reduzieren – ähnlich, wie es bereits bei der Photovoltaik passierte. Heute kostet ein Elektrolyseur pro kW Leistung zwischen rund 1000 und 2500 Euro. „Der Markt für grünen Wasserstoff wächst“, so Petersen.

GP Joule setzt eigenes Wasserstoff-Projekt auf

GP Joule selbst wird fünf der PEM-Elektrolyseure auch in sein Wasserstoff-ÖPNV-Mobilitätsprojekt einbinden, das im Verbund mit mehreren Partnern realisiert wird: Dort wird ebenfalls regionaler Windstrom zu grünem Wasserstoff als Treibstoff für Busse und weitere Fahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb veredelt; hier sind zwei Wasserstofftankstellen in Niebüll und Husum vorgesehen. (al)