Strom

Größter Batteriespeicher der EU könnte in Brokdorf entstehen

Preussen Elektra und Eon planen den Energiespeicher auf dem Gelände des AKW Brokdorf. Die Anlagen könnte bis zu 800 MW Leistung erreichen.
13.12.2023

Das Kernkraftwerk Brokdorf in Schleswig-Holstein

Auf dem Gelände des abgeschalteten Kernkraftwerks Brokdorf soll ein Batteriespeicher entstehen. Der Speicher soll in zwei Stufen auf bis zu 800 Megawatt (MW) Leistung und einer Speicherkapazität von 1600 Megawattstunden (MWh) ausgebaut werden, teilte der Betreiber PreussenElektra mit. Das Unternehmen ist eine hundertprozentige Tochter von Eon und bündelt alle Kernkraftaktivitäten des Energiekonzerns.

"Mit dem Standort Brokdorf haben wir ideale Voraussetzungen, um in der aktuell angespannten Netzsituation in der Region Teil der Lösung zu sein", sagte Guido Knott, Geschäftsführer von PreussenElektra. Derzeit wird laut dem Betreiber noch auf die im Jahr 2017 beantragte Stilllegungs- und Abbaugenehmigung gewartet, damit mit dem Rückbau begonnen werden könne. PreussenElektra und Eon gehen derzeit von Investitionen im dreistelligen Millionenbereich aus.

Ausbau in zwei Stufen

Den Plänen des Unternehmens zufolge könnte schon im Jahr 2026 der Bau eines ersten Batteriespeichers mit einer Leistung von 100 MW und einer Kapazität von 200 MWh begonnen werden. In einer zweiten Ausbaustufe würde dann ab dem Jahr 2036 eine deutlich größere Erweiterung des Speichers erfolgen.

Dazu würde direkt auf dem Kraftwerksgelände ein zusätzlicher Speicher mit 700 MW Leistung und einer Speicherkapazität von 1400 MWh in Betrieb gehen. Um den Bau des Speicherkraftwerks in die Tat umsetzen zu können, müssten allerdings spätestens Mitte 2024 die Ausschreibung und die Bestellung benötigter Komponenten erfolgen.

"Damit steht und fällt die weitere Entwicklung dieses vielversprechenden Großprojekts", so Knott.

Höchstspannungsnetz würde entlastet

"Grundsätzlich sind derartige Batteriespeicher ganz im Sinne der Energiewende und werden von uns begrüßt", betonte der Energiewendesekretär Joschka Knuth (Grüne). Die Initiative für Brokdorf zeige, dass in Schleswig-Holstein exzellente Standortbedingungen für die Energiewende herrschten. Brokdorf sei als Standort mit entsprechend vorhandener Netzinfrastruktur prädestiniert für dieses und weitere Energiewendeprojekte.

Laut Knott könnte ein Batteriespeicher am Standort Brokdorf ein Leuchtturmprojekt für die Energiewende in Schleswig-Holstein werden. Das Höchstspannungsnetz würde spürbar entlastet, was sich positiv auf die lokal hohen Netzentgelte auswirken könnte. Zusätzliche Flächen müssten zu diesem Zweck nicht versiegelt werden, was wiederum dem Nachhaltigkeitsziel der Bundesregierung zu reduziertem Flächenverbrauch entspricht.

Atomkraftwerk ging 2022 vom Netz

Das Kernkraftwerk Brokdorf liegt in der Nähe eines der wichtigsten Netzknotenpunkte in Schleswig-Holstein, dem Umspannwerk Wilster, über den vor allem Strom aus Windkraft transportiert wird. Der Kraftwerksstandort selbst ist über das eigene, noch vorhandene Umspannwerk mit dem Stromnetz verbunden und verfügt über eine leistungsfähige Infrastruktur.

Das Atomkraftwerk war nach 35 Jahren im Januar 2022 vom Netz gegangen. Damit endete die Zeit der Atomkraft in Schleswig-Holstein. Die Reaktoren Krümmel und Brunsbüttel wurden nach schweren Pannen bereits Jahre zuvor abgeschaltet. (jk mit dpa)