Strom

Kritik an pauschalen Abstandsregeln zur Flugnavigation

Die Bundesregierung lässt ihrer Ankündigung aus dem Frühjahr Taten folgen und will in Absprache mit der Flugsicherung die Abstände zur Drehfunkfeuern reduzieren. Der Branche gehen die Pläne nicht weit genug.
03.08.2022

Kaum gibt es eine Neuregelung der Abstände zur Wohnbebauung und verbindliche Flächenziele, wird über ein weiteres Abstandsproblem diskutiert.

Das Bundeswirtschaftsministerium und die Kolleg*innen aus dem Bundesverkehrsministerium wollen gemeinsam mit den Behörden der Flugsicherung eine Neubewertung der Windkraft-Abstände zu Doppler-Drehfunkfeuern (DVOR) vornehmen. Statt einer pauschalen Abstandsreduzierung, soll nun jedoch jeder Standort individuell geprüft werden. Aus Sicht des BWE ist das ein Rückschritt.

Ein Abstand von sechs bis sieben Kilometern entspräche den Empfehlungen des Forschungsvorhabens WERAN plus der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, so der Bundesverband. Ursprünglich hieß es, dass die Ministerien diesen Empfehlungen folgen wollten. „Noch immer stecken zahlreiche Windenergieprojekte in Planungsverfahren fest, in denen Abstände um DVOR-Anlagen das primäre Hemmnis sind. Für diese Projekte klangen die Ankündigungen im April wie der seit langem erhoffte Befreiungsschlag“, so Hermann Albers, BWE-Präsident.

Und was ist mit den 4000 MW zusätzlicher Leistung?

Im Rahmen von WERAN Plus wurde in den vergangenen Jahren eine neue Berechnungsmethode für den Einfluss von Windkraftanlagen auf die Flugnavigation entwickelt. Die Deutsche Flugsicherung wendet diese bereits seit Sommer 2020 für die individuelle Prüfung und Abständen an. In Folge dessen wurden 2020 und 2021 187 Windkraftanlagen von 198 beantragen Anlagen zugestimmt.

Dass BMKW und BMDV nun hinter ihrer eigenen Ankündigung einer pauschalen Abstandsregelung zurückbleiben, könnte sich negativ auf die ausgerufenen Ausbauziele im Windsektor auswirken, so die Befürchtung des BWE. So hieß es im April, dass allein durch die Verringerung der Abstände zur Luftfahrtsicherung zusätzlich fünf GW Leistung realisiert werden könnten.

Über 2000 MW blockiert

Laut einer Umfrage des Bundesverbandes unter seinen Mitgliedern Anfang diesen Jahres blockieren allein Drehfunkfeuer Windkraftprojekte mit einer Gesamtleistung von 2200 MW. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2021 wurden in Deutschland nur Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 1925 MW installiert. (lm)