Strom

Länder wollen Stromtrassen besser auslasten

Der Ausbau ist nötig, dauert aber lang. Bis dahin soll das bestehende Übertragungnetz optimiert werden. Der VKU hat eine bessere Idee.
27.04.2018

Der Bundesrat hat auf Initiative Hessens eine Entschließung zur optimale Auslastung des Stromnetzes beschlossen. Darin wird die Bundesregierung aufgefordert, gemeinsam mit den Übertragungsnetzbetreibern geeignete Trassen zu identifizieren, bei denen Freileitungsmonitoring und Hochtemperaturleiterseilen  eingesetzt werden können.

Ein zügiger Ausbau des Übertragungsnetzes sei unabdingbar für den Energietransport von Erzeugungs- zu Laststandorten und eine bessere Integration erneuerbarer Energien. Die Realisierung dauert aber noch einige Jahre. So sei etwa mit der Inbetriebnahme von Suedlink nicht vor 2025 zu rechnen, heißt es im Antrag.

Gute Erfahrungen mit Auslastungsmonitoring

Um bis dahin den weiteren Zubau von Erneuerbaren-Energie-Anlagen bei zugleich begrenzten Kosten für die Netzstabilisierung zu ermöglichen, müsse das Bestandsnetz optimal genutzt werden. Freileitungsmonitoring und Hochtemperaturleiterseile können nach Ansicht der Antragsteller kurzfristig dazu beitragen, die Übertragungskapazitäten von Bestandsleitungen signifikant zu erhöhen. Darüber hinaus verweist der Bundesrat auf Querregeltransformatoren. Schleswig-Holstein, das dem Antrag beigetreten ist, betont gute Erfahrungen mit Auslastungsmonitoring, mit dem sich die Übertragungskapazität von engpassbildenden Teilstrecken um bis zu 50 Prozent erhöhen lasse.

Der Umweltausschuss und der Wohnungsbauausschuss des Bundesrats schließlich möchten  die Bundesregierung auch bitten, schnellstmöglich eine technologieoffene und vom Volumen her angemessene Ausschreibung zuschaltbarer Lasten einzuführen. Bislang sei dieses Instrument vor allem auf die Flexibilisierung von KWK-Anlagen ausgerichtet. Die Entschließung wird nun an die Bundesregierung weitergeleitet.

Landstraße statt Autobahn

Der Verband kommunaler Unternehmen teilt die Sicht auf das Problem, nicht aber auf die Vorschläge. Ein Lösungsansatz liege in den Verteilnetzen vor Ort, also eher den Land- und Gemeindestraßen. Dort sei es mit dem Einsatz von Informationstechnologie schon jetzt möglich, die verstopften Stromautobahnen zu entlasten. Zudem können die Verteilnetze einen steigenden Anteil des erneuerbaren Stroms bereits vor Ort verteilen oder dezentral speichern.

Die Maßnahmen von Verteilnetzbetreibern, um ihre Netze optimal auszulasten und die Übertragungsnetze zu entlasten, müssen in der politischen Diskussion stärker in den Mittelpunkt treten sowie rechtlich und regulatorisch anerkannt werden, so der VKU. Wenn in den nächsten Jahren erheblich mehr Elektromobilität, Mieterstrommodelle oder neue Strom-Wärme-Konzepte hinzukommen, werden nach Ansicht des Verbands Verteilnetze für das System noch bedeutender. (wa)