Netze BW setzt stärker auf Bioöl-Trafos
Bioöl eignet sich einwandfrei für den Betrieb von Ortsnetz-Trafos. Das ergab ein Pilotprojekt der Netze BW in über 100 Umspannstationen (die ZfK berichtete Netze BW testet Öko-Trafos). In sensiblen Bereichen setzt die EnBW-Tochter in der Folge zukünftig auf natürliche anstatt auf synthetische Ester als Isoliermittel.
Entsprechende Rahmenverträge mit Lieferanten sind dieser Tage in Kraft getreten, teilte Netze BW mit. Eingesetzt werden die Bioöl-Trafos generell beispielsweise in Wasserschutzgebieten, wo Mineralöl nicht zugelassen ist. Aktuell gehe es um gut 100 pro Jahr, mit deutlich steigender Tendenz, erläutert Projektleiter Domenico Perrino. Gerade Isoliermittel auf Basis von Rapsöl hatten sich als günstiger als die bislang hauptsächlich eingesetzten synthetischen Ester erwiesen. Die kommen noch in den Trafos aus dem Bestand zum Zuge.
Hintergrund:
Grundlage der Entscheidung bildete das im Jahr 2015 gestartete und im Spätherbst 2018 beendete Pilotprojekt. Insgesamt 100 Bioöl-Trafos wurden dabei im ganzen Netzgebiet in Kompaktstationen installiert. Bewusst zu Testzwecken kamen vier Gittermaststationen sowie ein innovativer, regelbarer Ortsnetztrafo (rONT) hinzu. Zwanzig der Trafos stattete die Netze BW mit Monitoringsystemen für die Betriebsdaten aus. Ventile erlaubten die Entnahme von Ölproben durch das Betriebspersonal sowie Mitarbeiter der Spezialinstandhaltung aus Altbach.
Das Institut für Energieübertragung und Hochspannungstechnik an der Uni Stuttgart hatte die begleitende Forschung übernommen, zu der insbesondere die Analyse des Alterungsverhaltens der natürlichen Ester gehörte. Mit dem technischen Ergebnis war Perrino rundum zufrieden: „Die Bioöle haben die Eignungsprüfung voll bestanden. Nach etwa einem Jahr Betrieb ließen sie sich in Sachen Alterung sogar mit Estern ohne Trafoeinsatz vergleichen“.
Mineralöl bleibt weiter zum Großteil im Einsatz
Den Löwenanteil seiner über 25.000 Ortsnetztrafos wird der größte Verteilnetzbetreiber im Südwesten jedoch bis auf weiteres mit Mineralöl isolieren. Dessen Einsatz habe sich laut Perrino nicht nur „technisch seit Jahrzehnten bewährt“; er bleibe vorläufig auch am wirtschaftlichsten. Zudem ließ sich ein ökologischer Vorteil der Bioöle nicht eindeutig nachweisen, was das renommierte Heidelberger IFEU-Institut parallel untersucht hatte.
So würde zwar bei der Herstellung der Verbrauch fossiler Ressourcen vermieden. Unter dem Strich käme es jedoch auf den gesamten Lebensweg an. Auf dieser Basis erfolgte schließlich die Empfehlung für natürliche Ester aus Raps, anstatt Soja. „Generell sind wir nach dem Pilotprojekt auch für den Einsatz von Bioöl im größeren Maßstab offen“, so Perrino. Die weitere Entwicklung bei den ökologischen Bilanzen wolle man deshalb im Auge behalten. (sg)