Strom

Offshore-Ausbau bald über Wasserstoff-Ausschreibungen möglich?

Die Netze sind voll, dennoch soll der Erneuerbaren-Anteil auf 65 Prozent steigen. Ein neues Ausschreibungsdesign könnten für Netzstabilität ohne Ausbaudeckel sorgen, zeigt eine Studie von Shell, Tennet und Siemens.
11.12.2018

Wasserstoff als Stabilisator für die Stromnetze? Technisch wäre es möglich. Es fehlt nur noch ein passendes Ausschreibungsformat.

Schon jetzt muss jede Menge Windkraft abgeregelt werden – die Stromnetze sind schlichtweg überlastet und das obwohl der Anteil der Erneuerbaren bislang „nur“ bei 38 Prozent liegt. Wie soll die Einspeisepraxis erst bei einem Zielkorridor von 65 Prozent bis ins Jahr 2030 aussehen? Eine Antwort darauf gibt nun eine Studie des Consulting-Unternehmens E-Brigde im Auftrag von Shell, Siemens und dem Übertragungsnetzbetreiber Tennet. Eine Bündelausschreibung von Offshore und Wasserstoff könnte die Netze entlasten und die Windenergie stärken statt abregeln.

Power-to-X-Technologien als Flexibilitäten zur Kappung von Erzeugungsspitzen einzusetzen ist prinzipiell keine neue Idee, die Bonner Unternehmensberatung E-Bridge hat in der aktuelle Studie nun allerdings untersucht, wie die Wasserstofferzeugung in Offshore-Ausschreibungen miteinbezogen werden kann. In sogenannten Bündelausschreibungen soll die Windleistung an die  Elektrolyseleistung gebunden sein. Das Verhältnis von Windstrommengen zu H2-Output ist dem Investor selbst überlassen. 

900 MW auf See bis 2030

Geboten wird nicht für die Stromerzeugung, sondern für die erzeugte Wasserstoffmenge. Genau wie beim jetzigen Ausschreibungsmodus werden die niedrigsten Gebote pro Kilogramm Wasserstoff zuerst bezuschlagt. Finanziert werden soll die Prämie für den Wasserstoff über den Bundeshaushalt und auf 20 Jahre garantiert sein. Einen bestimmten Verwendungszweck für den Wasserstoff soll es nicht geben.

Bis zu 900 MW Windleistung auf See könnten laut Studie bis 2022 ausgeschrieben und zwischen 2026 und 2030 realisiert werden. Über das Offshore-Stromnetz soll die zusätzliche Windleistung an den nächst gelegenen Netzverknüpfungspunkt transportiert werden. Damit das Netz an Land entlastet wird und der Strom nicht am Ziel vorbeifließt, müssen die Elektrolyseanlagen möglichst nah am Netzverknüpfungspunkt installiert werden.

CO2-Emissionen sektorübergreifend kompensieren

Netzbetreiber können dann nach dem altbekannten Prinzip, Flexibilitäten anfordern. Erzeugungsspitzen werden gekappt und die Netze stabil gehalten – so zumindest lautet die Theorie. Damit sich das Konzept auch für die Betreiber der H2-Produktion lohnt, brauche es Anreize, so die Studienautoren. Ein Beispiel hierfür könnte die Anrechnung von grünem Wasserstoff an die Erneuerbaren-Ziele in anderen Sektoren jenseits der Stromversorgung darstellen. CO2-Emissionen könnten so sektorübergreifend kompensiert werden. (ls)