Strom

Pilotversuch: Chemiestandort überwiegend mit Erneuerbaren versorgt

Die Dekarbonisierung der Industrie ist eine der größten Herausforderungen für die Klimaschutzpolitik. BASF hat ihren Bedarf nun zwei Wochen überwiegend mit Ökostrom gedeckt – langfristig ist das jedoch eine Frage der Wirtschaftlichkeit.
21.06.2021

Die BASF-Gruppe arbeitet an der Transformation ihres Kerngeschäfts hin zur Klimaneutralität. Noch gibt es aber diverse wirtschaftliche Herausforderungen.

Der Chemiekonzern BASF hat am Standort in Schwarzheide (Brandenburg) Anfang Mai 18 Tage lang etwa 60 Prozent des Strombedarfs über erneuerbare Energien gedeckt. Als vorrübergehende Versorgungslösung für das im Umbau befindliche unternehmenseigene Gas- und Dampfturbinenkraftwerk war das praktikabel, dauerhaft ist der Einsatz von Ökostrom zu teuer.

„Diesen Versuch konnten wir mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit nur während des Kraftwerksstillstandes durchführen, da der Strombezug aus dem Netz erhebliche Mehrkosten verursacht“, so Robert Preusche, Leiter Transformation erneuerbare Energien bei der BASF Schwarzheide GmbH. Netzentgelte und EEG-Umlage würden im Moment dafür sorgen, dass der Ökostrom von außen für das Unternehmen etwa dreimal teurer ist als der Einsatz eigenerzeugter Energie aus fossilen Brennstoffen. Der Grünstrom stammte vom brandenburgischen Energieversorger Regiogröön, der wiederum Wind- und Solaranlagen im „virtuellen Kraftwerk“ von Nordgröön bündelt und BASF beliefert.

Klimaneutralität bis 2050

Für eine dauerhafte Erneuerbaren-Versorgungf liegt der Chemiepark eigentlich optimal: Mehr als 390 MW sind in unmittelbarer Nachbarschaft bereits installiert, weitere Wind- und Solaranlagen sind in Planung. Trotzdem bringt diese räumliche Nähe keine wirtschaftlichen Vorteile. „Damit wir erfolgreich sein können, brauchen wir erneuerbaren Strom zu wettbewerbsfähigen Preisen. Diese Aufgabe ist nur durch eine neuartige und intensive Zusammenarbeit zwischen Politik und Industrie zu meistern“, appelliert Jürgen Fuchs, Vorsitzender der Geschäftsführung der BASF Schwarzheide GmbH. Entscheidend sei ein entsprechender Regulierungsrahmen, der den Ausbau erneuerbarer Energien deutlich beschleunigt und den grünen Strom von Abgaben wie der EEG-Umlage entlastet, wo immer Anlagen ohne öffentliche Förderung errichtet wurden.

Die BASF-Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu sein. Einen Schritt auf diesem Weg hat der Konzern bereits 2019 mit der Initiative „Chemie und Energie aus Erneuerbaren in Schwarzheide“ gemacht. Hier soll der Einsatz von regenerativen Energiequellen in der Chemieindustrie erprobt werden. Aktuell wird ein Konzept erarbeitet, um unterschiedliche stationäre Batteriespeicher zu testen, um die Energieversorgung der Werke auch bei schwankender Erzeugung zu gewährleisten. (lm)