Power2Gas: Bisher kein Konzept für Markthochlauf
Bisher fehlt eine klare Strategie für den Ausbau von Power to Gas (PtG) in Deutschland. Dies wurde am Donnerstagnachmittag beim Dena-Dialogforum "Die energie-systemische Rolle von Power to Gas in einer integrierten Energiewende" in Berlin deutlich. Mehr oder minder unstrittig ist, dass entsprechend diverser Gutachten und dem Netzentwicklungsplan bis zum Jahr 2030 mindestens zwei Gigawatt installiert sein sollten. Doch der Weg dorthin ist unklar.
Skepsis und Ratlosigkeit beim BMWi
"Dass man eine Entwicklung braucht ist unstrittig doch es ist unklar, wie man dies konkret angeht. Ich kann ihnen nicht sagen, an welcher Schraube man genau drehen muss", musste Joachim Nick-Leptin, Referatsleiter beim Bundeswirtschaftsministerium einräumen. Angesichts der derzeit noch vergleichsweise hohen Kosten von PtG im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energien zeigte er sich grundsätzlich skeptisch gegenüber einem zu raschen Ausbau der Technologie vor dem Jahr 2040. "Wenn wir über eine 80-prozentige Emissionsreduzierung bis 2050 sprechen, brauchen wir PtG nicht unbedingt, weil PtG bei den Vermeidungskosten ziemlich am Ende steht", sagte er. Deshalb sieht er es als sehr schwierig an, jetzt schon den Rahmenbedingungen für einen funktionierenden Business-Case für PtG zu gestalten. Zudem bestehe ja die Gefahr einer Überforderung und Fehlsteuerung. Zudem sei ja die Branche selbst gefordert eine Strategie für einen Markthochlauf vorzulegen, so Nick-Leptin.
Gefahr, dass Deutschland international abgehängt wird
Für diese Einschätzungen hagelte es viel Kritik von Branchenvertretern. So wies Robert Brandt vom Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) darauf hin, dass PtG bei einer ambitionierten C02-Reduzierung von 95 bis 2050 sowie als Langzeitspeicher eine wichtige Rolle spiele. Auf den industriepolitischen Aspekt wies Doris Schmack, Geschäftsführerin von Microb Energy hin. Es bestehe die Gefahr, dass Deutschland wie schon bei der Photovoltaik von Asien abgehängt werde. "Abwarten bis 2040 ist nicht die richtige Strategie, wir müssen jetzt schon was tun", unterstrich sie. Auf das große Anwendungspotenzial von PtG in der Industrie, wies Jörg Rothermel, Abteilungsleiter beim Verband der Chemischen Industrie (VCI) hin. Bei der nötigen Dekarbonisierung auch im stofflichen Bereich bestehe ein sehr hoher Bedarf an grünem Wasserstoff und erneuerbaren synthetischen Gasen, unterstrich er.
Wichtige Bausteine für einen Markthochlauf, doch es fehlt die Gesamtstrategie
Eine klare Strategie für den Markthochlauf von PtG konnten jedoch auch die Branchenvertreter bei dem Forum nicht nennen. "Wir als junge Branche tun uns schwer damit, genau zu definieren, wie ein Markthochlauf genau aussehen soll", räumte Schmack ein. Doch ein paar wichtige Bausteine zeichneten sich bei der Diskussion ab: Innovationsausschreibungen, Befreiung von der EEG-Umlage sowie eine stärkere CO2-Bepreisung. Als ein wichtiger Hebel wird auch die neue Renewable Energy Directive (Red 2) als Teil des "Clean Energy Package" der EU gesehen. Diese regelt unter anderem die Anrechenbarkeit von erneuerbaren Energien und Biokraftstoffen auf den Flottenverbrauch von Fahrzeugen. Doch hierbei ist grüner Wasserstoff und grünes Gas ziemlich außen vor, kritisierten mehrere Branchenvertreter. (hcn)