Strom

Redispatch-Projekt zur Integration dezentraler Anlagen gestartet

Mit dem Projekt DEER untersuchen die Projektpartner Lösungen zur Einbindung dezentraler Anlagen in den übergeordneten Redispatch-Prozess, um so das Potenzial von Kleinstflexibilitäten nutzbar zu machen.
26.09.2022

Übergabe der Gewinnerurkunde für das DEER-Projekt an Marc-Fabian Körner vom Institutsteil Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer FITstellvertretend für das Konsortium.

Deutschland gilt mit seinen Stromimporten und -exporten als Drehscheibe des europäischen Strommarktes. Sowohl durch den Stromhandel als auch die Entfernung zwischen Stromerzeugungsregionen und Verbrauchszentren innerhalb Deutschlands ergibt sich im deutschen Übertragungsnetz zunehmend ein Lastfluss von Nord-Ost nach Süd-West.

Jedoch reiche die Kapazität des Übertragungsnetzes derzeit nicht für die Transportmengen an Strom aus, so Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) Tennet. Netzeingriffe – sogenannte Redispatch-Maßnahmen – mit denen man Stromerzeuger hoch- oder herunterregelt sind die Folge.

Künftiger Netzausbetrieb

Vor dem Hintergrund des fehlenden Netzausbaus und fehlender Erzeugungskapazitäten in Süddeutschland stelle das Redispatch-Potential Deutschland bundesweit sowie aus dem europäischen Ausland vor zunehmend größere Herausforderungen.

Künftig soll hier die Integration von Kleinstflexibilitäten, beispielsweise von Elektrofahrzeugen, Wärmepumpen oder PV-Dachanlagen eine tragende Rolle spielen.

Das Konsortium

Um digitale Lösungen zur Einbindung dezentraler Anlagen in den Redispatch-Prozess zu entwickeln, hat sich ein neues Konsortium bestehend aus dem Institutsteil Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer FIT, dem OFFIS e.V. - Institut für Informatik, der be.storaged GmbH, der OLI Systems GmbH, der Deutschen Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE und der TenneT TSO GmbH sowie dem österreichischen Partner Ubimet gebildet.

Ab Oktober 2022 will es unter finanzieller Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz seine Arbeit im Projekt „DEER – Dezentraler Redispatch: Schnittstellen für die Flexibilitätsbereitstellung“ aufnehmen.

Projekt DEER

Mit dem Projekt DEER untersuchen die Projektpartner Lösungen zur Einbindung dezentraler Anlagen in den übergeordneten Redispatch-Prozess, um so das Potenzial von Kleinstflexibilitäten nutzbar zu machen.

Ziel des Projekts ist es, das aggregierte Flexibilitätspotenzial kleinteiliger Anlagen mittels dezentraler Agenten „on-the-Edge“, also auf dem Endgerät, koordiniert zu steuern. Dabei wird untersucht, wie digitale Technologien eine sichere, robuste und anlagenscharfe Nachweiserbringung und Abrechnung dieser Anlagen an der Schnittstelle zu Flexibilitätsplattformen ermöglichen können.

Verteiltes Agentensystem für Flexibilitätsmanagement

Im Rahmen des Projekts wird insbesondere das Potenzial eines verteilten Agentensystems für das Flexibilitätsmanagement mithilfe von Edge-Computing sowie von selbstsouveränen Identitäten (SSI) und Zero-Knowledge-Proofs (ZKPs) untersucht.

Während KI-basierte Algorithmen für die Organisation der dezentralen Anlagen verwendet werden sollen, können SSI und ZKPs einen signifikanten Mehrwert für die Kommunikation von Stamm- und Bewegungsdaten ohne Speicherung personenbezogener Daten auf einer Blockchain liefern. Das Projekt ist dabei auf eine Laufzeit von drei Jahren ausgelegt.

Gewinner des Programms "Entwicklung digitaler Technologien"

Die Projektbeteiligten freuen sich besonders, dass das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) das Projekt im Rahmen des Förderprogramms „Entwicklung digitaler Technologien“ in der Kategorie „Edge Datenwirtschaft“ als Gewinner auszeichnete und damit mit einer Summe von rund zwei Millionen Euro fördert. (sg)