Strom

Sinteg: Mehr Digitalisierung, weniger Regularien

Die Energiewende muss sich lokalen Herausforderungen widmen, kommen die Projektkoordinatoren der Sintegprojekte pünktlich zur Halbzeitbilanz.
05.02.2019

Die fünf Schaufensterregionen des vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) geförderten Sinteg-Projekts widmen sich alle einer Herausforderung: Wie lassen sich bei einem zunehmenden Anteil an Erneuerbaren die Stromnetze stabil halten? Allerdings hat jedes Projekt seine eigenen Schwerpunkte, die sich an den lokalen Gegebenheiten orientieren. Nach 2,5 Jahren Projektlaufzeit starten Windnode, NEW 4.0, Enera, Designnetz und C/Sells in die Umsetzungsphase. Damit aus den vielen Teilprojekten ein funktionierendes Gesamtsystem wird, braucht es Digitalisierung und veränderte Regulatorien.

"Wir müssen massiv digitalisieren, um den Schritt zu machen, den andere Branchen schon gegangen sind", resümiert Ulf Brommelmeier, Projektkoordinator von Enera anlässlich der Halbzeitbilanz der "Schaufenster Iintelligente Energie" (Sinteg) auf der E-World. Die Integration von Erneuerbaren funktioniert in der Praxis nur, wenn Verbraucherdaten, Erzeugerinformationen und einzelne Sektoren an Schnitstellen zusammenlaufen. "Der Kunde steht nicht mehr nur am Ende der Wertschöpfungskette, sondern als Prosumer auch am Anfang", erklärt Brommelmeier weiter. Dementsprechend verändert sich mit der Energiewende und der digitalen Transformation auch die Wertschöpfungskette. Die Aufgabe der Zukunft ist also Dienstleistungen und Märkte zu schaffen von denen alle Teilnehmer des Energiesystems, alte und neue, profitieren.

Partizipation als Basis

Ein Beispiel hierfür sind die Flexiblitätsplattformen Windnode und Enko. Schleswig-Holstein Netz und Arge Netz führen über Enko verschiedenste Verbraucher zusammen und bündeln dadurch Flexibilitätspotenziale zum Ausgleich von Netzschwankungen. Enko, die zu NEW 4.0 gehört, ist nach erfolgreicher Livesimulation mit zwei Mio. kWh an flexibler Last Ende Januar in den Realbetrieb gestartet.

NEW 4.0 hat vor allem die Industrie im Blick für die Bereitstellung von flexiblen Lasten zur Stabilisierung des Stromnetzes. Dazu setzt das Projekt, neben Batteriespeichern, auch auf die Erzeugung von Wasserstoff via Power-to-Gas. Windnode als ostdeutsches Schaufenster widmet sich nicht nur Lastflexibilitäten, sondern ähnlich wie C/Sells aus dem Süden der Republik auch der Partizipation der Bürger. Während Windnode zahlreiche Orte der Energiewende für Interessenten als besuchbare Orte zugänglich macht, veranstaltet C/Sells Bürgerdialoge und Informationsforen.

Marktanreize stärken

Für alle Projektkoordinatoren steht fest, dass die Sinteg-Verordnung des BMWi zwar Anreize für Unternehmen schafft, sich an den Reallaboren zu beteiligen, allerdings reiche das nicht für eine erfolgreiche Energiewende aus.

Noch seien Power-to-X-Technologien durch Sromsteuern und -abgaben weitaus unrentabler für Verbraucher als die Versorgung durch Kohle und Gas. Würde netzdienliches Verbrauchsverhalten davon entlastet, hätte erneuerbarer Strom mehr Chancen im Netz, müsste nicht abgeregelt werden und Übertragungs- und Verteilnetzbetreiber würden sich Kosten für den Anlagenausfall sparen. Es brauche weniger Regularien im Strommarkt und stattdessen mehr marktliche Anreize, wie Flexibilitätsplattformen, um Erneuerbare zu stärken.

Ergebnisse sollen in Rechtsgebung einfließen

Thomas Bareiß, Parlamentarischer Staatssekretär im BMWi betonte die Wichtigkeit der Projekte und ihrer Zwischenergebnisse – auch für die künftige Rechtsgebung. Sein Ministerium wolle Energienormierung und -standards genauso wie die Berufsfrage in der Energiewende diskutieren, woraus sich konkrete Handlungsschritte ergeben sollen. (ls)