Strom

Speicherbranche weiter im Aufwind

Die deutsche Energiespeicher-Branche wächst – über alle Technologien hinweg. Das belegen die Zahlen des Bundesverbandes Energiespeicher. Jedoch: Das Wachstum findet zunehmend außerhalb Deutschlands statt.
12.03.2019

Über 80 Prozent der Befragten schätzen die Marktaussichten für 2019 als "sehr positiv" oder "eher positiv" ein. Besonders gute Aussichten werden in den Bereichen der elektrochemischen, chemischen und thermischen Speicher angegeben. Nur bei mechanischen Energiespeichern ist der Ausblick verhalten.

Mehr Hausspeicher, mehr Industriespeicher, mehr Großspeicher: Die Branchenzahlen 2019 des BVES, des Branchenverbandes der gesamten Energiespeicherindustrie, bestätigen den im vergangenen Jahr prognostizierten Wachstumskurs der deutschen Energiespeicherbranche. Mit der Marktanalyse hatte der BVES erneut Team Consult beauftragt.

"Die deutsche Speicherbranche hat gerade bei innovativen Speichersystemen über Sektorengrenzen hinweg einen technologischen Vorsprung vor den internationalen Wettbewerbern und ist für die künftigen Anforderungen an das Energiesystem grundsätzlich hervorragend aufgestellt", zieht Urban Windelen, BVES-Bundesgeschäftsführer, Bilanz. Sorge bereiten ihm jedoch die weiterhin mangelnden regulatorischen Rahmenbedingungen in Deutschland.

Das Wachstum der Branche findet ihm zufolge zunehmend im Ausland statt. Dagegen drohe dem Inlandsmarkt, von widersinniger Regulatorik ausgebremst zu werden. "Wenn wir die Produkte nicht in Deutschland in den Markt bekommen, sind der Vorsprung und die Exzellenz schwer zu halten", so Windelen weiter.

Nur Großbatterien schwächeln

Im Untersuchungszeitraum weisen alle Speichertechnologien eine positive Marktentwicklung auf. So wächst nicht nur die Zahl von Batterien in Haushalten um mehr als 40.000 Stück weiter an, sondern auch der bereits in den letztjährigen Branchenzahlen überproportional wachsende Bereich der Industriespeicher. Allein der Bereich der Großbatterien, primär für Regelenergie eingesetzt, konnte seinen Wachstumskurs nicht wie prognostiziert fortsetzen.

Hier wurden aufgrund der schlechten Preisentwicklung im Regelenergiemarkt einige Projekte gestoppt oder zumindest verschoben. Zudem ist der Markt in der Größe begrenzt und mit den bestehenden Großspeichern bereits gut besetzt.

Laut Analyse schlug das schwache Wachstum bei Großbatterien jedoch nicht durch, da die Branche mit Industriespeichern die Umsätze mehr als auffangen konnte. Industriespeicher werden zumeist für verschiedene Anwendungen genutzt (wie etwa Spitzenlastkappung, unterbrechungsfreie Stromversorgung, Notstromversorgung) und sind nun zunehmend auch zur Optimierung der Eigenversorgung in Industrieunternehmen mit grünem Strom im Einsatz. Als weitere Anwendung für Speicher im Industrie-, Gewerbe- und Handelsbereich rückt der Einsatz als Ladeinfrastruktur für die E-Mobilität in den Vordergrund.

Zukunft der Speichertechnologien

Damit werden Speicher auch eine Schlüsseltechnologie für die Sektorenkopplung. Insbesondere Ladeinfrastruktur mit Pufferspeichern als Leistungs-Booster für schnelle Ladezeiten sind ein wichtiger Baustein für die Alltagstauglichkeit von E-Autos und damit für die Verkehrswende.

Deutlich im Aufwind sind dieses Jahr auch thermische Speicher. Die innovativen technischen Lösungen entwickeln sich rasch und die Zahl der Anbieter (von Abwärme bis Prozesswärme) steigt. Eine Vielzahl von Hausspeichern wird mittlerweile zusammen mit einer Wärmepumpe und einem Wärmespeicher installiert. Dezentrale Energielösungen über die Sektoren Strom, Wärme, Mobilität in einem digitalen System vereint, sind so zunehmend Alltag.

Rahmenbedingungen anpassen

Windelen fordert, dem neuen dezentralen Energiesystem endlich auch den rechtlichen Rahmen folgen zu lassen. "Die EU ist hier schon wesentlich weiter. Deutschland ist gefordert, die aktuellen Anstöße aus der Erneuerbaren- und der Binnenmarktrichtlinie aufzunehmen und schnell umzusetzen. Anderenfalls verliert Deutschland auch industriepolitisch den Anschluss und eine innovative aufstrebende Branche mit hohem Wertschöpfungspotenzial", warnt er. (sg)