Strom

Starker Einbruch bei Steinkohle-Verstromung

Einzig der Energiesektor hat seine Treibhausgasemissionen im vergangenen Jahr gesenkt. Vor diesem Hintergrund stellt der Verein der Kohleimporteure den Ausstieg aus der Steinkohle zur Diskussion.
20.07.2018

Das RWE-Kraftwerk Ibbenbüren wird noch mit Steinkohle befeuert.

Der Einsatz von Steinkohle zur Stromerzeugung in Deutschland hat im Jahr 2017 dramatisch abgenommen, das Minus beläuft sich auf 17 Prozent. Für das Jahr 2018 ist ein weiterer Rückgang um mehr als 20 Prozent zu erwarten. Dies ist vor allem auf die verstärkte Einspeisung erneuerbarer Energieträger, insbesondere von Windenergie herzulande zurückzuführen.

Der Verein der Kohleimporteure hat deshalb keinen Grund, im Rahmen der Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ ein Auslaufdatum für die Kohleverstromung festzulegen. Da der mit der Energiewende festgelegte Einspeisevorrang für erneuerbare Energien bereits Erdgas und Steinkohle verdränge, sei ein Auslaufdatum für die Verstromung von Steinkohle ein Verstoß gegen die im Grundgesetz geregelte Eigentumsfreiheit, so Vereinspräsident Franz-Josef Wodopia.

Treibhausgas: Kohle nicht mehr das Hauptpoblem

Ein Kohleausstieg, so Wopopia weiter, werde Deutschland auch nicht dabei helfen, die am 14. Mai 2018 in Brüssel vereinbarte Treibhausgas-Emissionsminderung für die nicht dem Emissionshandel unterliegenden Sektoren wie Industrie und Verkehr (Effort Sharing) zu erreichen. Dieser Bereich, der im Jahr 2030 gegenüber 2005 eine Reduktion um 38 Prozent vorzuweisen hat, müsse dieses Ziel eigenständig erreichen.

In den ersten vier Monaten dieses Jahres ging die Stromerzeugung aus Steinkohle hierzulande um 20,9 Prozent zurück. Die deutschen Steinkohlekraftwerke, darauf weist der VDKi hin, werden für die Energiewende aber weiterhin gebraucht. Sie dienen der Absicherung von Lastspitzen und als Back-up für eine Dunkelflaute. Und im Gegensatz zu offenen Gasturbinen, die einen niedrigeren Wirkungsgrad haben, stünden die Steinkohlekraftwerke bereits jetzt zur Verfügung.

Deutscher Markt und Weltmarkt gegenläufig

Nach zwei Jahren mit rückläufiger globaler Steinkohleförderung und rückläufigem Welthandel hat sich – im Gegensatz zum deutschen Markt – der Weltmarkt für Steinkohle deutlich erholt. In vielen Schwellen- und Entwicklungsländern werden neue Steinkohlekraftwerke gebaut. Der vornehmlich in Europa rückläufige Verbrauch wird dadurch mehr als kompensiert.

Der Primärenergieverbrauch an Steinkohle verringerte sich gemäß Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) hierzulande um 11,3 Prozent auf 50,3 Mio. t SKE im Jahr 2017. 30,9 Mio. t SKE oder 61 Prozent davon gingen an die Elektrizitätswirtschaft, 18,2 Mio. t SKE oder 36 Prozent wurden an die Stahlindustrie und 1,2 Mio. t SKE oder zwei Prozent in den Wärmemarkt geliefert. Maßgeblich hierfür war die deutliche Zunahme der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern, die ein Plus von 6,1 Prozent verbuchen konnte. (sig)