Strom

Störche müssen beim Anflug kaum noch Stromleitungen fürchten

Ungesicherte Mittelspannungsleitungen sind eine Gefahr für alle größeren Vögel. Die gesetzlichen Vorgaben zur Sicherung von Leitungen und Masten sind in Rheinland-Pfalz noch nicht vollständig erfüllt. Naturschützer sprechen aber von Fortschritten.
19.02.2019

Störche sind gute Segler und weisen charakteristisch einen lange Hals, lange Beine und einen großen, oft langgestreckten Schnabel auf.

Wenn Störche in den nächsten Wochen nach Rheinland-Pfalz zurückkehren, müssen sie kaum noch mit der Gefahr eines tödlichen Stromschlags durch ungesicherte Leitungen und Masten rechnen. In den vergangenen Jahren seien die Netzbetreiber bei der Umsetzung der Vorgaben aus dem Naturschutzgesetz gut vorangekommen, heißt es sowohl beim Naturschutzbund (Nabu) Rheinland-Pfalz als auch im Umweltministerium.

Im Beringungsgebiet der Störche in Rheinhessen und der Vorderpfalz gebe es in Horstnähe keine ungesicherte Mittelspannungsfreileitung mehr, teilte eine Nabu-Sprecherin in Mainz mit. In der Südwest- und Westpfalz bestehe eine gute Zusammenarbeit mit den Pfalzwerken bei der Sicherung von Strommasten. Zwar sei davon auszugehen, dass die Anforderungen aus dem Bundesnaturschutzgesetz in Rheinland-Pfalz noch nicht flächendeckend erfüllt seien. "Aber zumindest haben wir bei der Zusammenarbeit mit den in unseren Wirkungsräumen zuständigen Energieversorgungsunternehmen gute Erfahrungen gemacht."

Tod von Vögeln im Mastkopfbereich ist selten

Da die Bestimmungen des Bundesnaturschutzgesetzes zur Sicherung von Stromleitungen weitgehend umgesetzt seien, komme es nur noch sehr selten zum Tod von Vögeln im Mastkopfbereich von Mittelspannungsleitungen, sagte eine Sprecherin des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums. Verluste von Vögeln seien in der Regel dort zu verzeichnen, wo untaugliche Sicherungssysteme wie sogenannte Büschelabweiser verwendet worden seien.

"Abgesehen von bedauerlichen Einzelfällen haben die flächendeckenden Bemühungen zum Schutz stromschlagrelevanter Vögel dazu beigetragen, dass sich unter anderem der Weißstorch und auch der Uhu in Rheinland-Pfalz gut entwickelt haben", sagte die Sprecherin des Ministeriums. Jetzt sei zu hoffen, dass es auch zu Sicherungsmaßnahmen an den Bahnoberleitungen komme – die DB Netz AG war anfänglich von den Regelungen in §41 des Bundesnaturschutzgesetzes ausgenommen gewesen.

Pfalzwerke haben 9100 Masten vogelsicher nachgerüstet

Der Netzbetreiber Pfalzwerke hat nach Angaben einer Sprecherin 9100 von 9600 Masten, bei denen Vogelschutzmaßnahmen notwendig waren, vogelsicher nachgerüstet. "Hinsichtlich der verbleibenden Masten stehen wir in engem Austausch mit der Aktion Pfalzstorch, um diese sukzessive vogelsicher zu sanieren." Trotz einer deutlich ansteigenden Storchenpopulation habe sich die Zahl der Unglücksfälle im Netzgebiet in der Pfalz erheblich reduziert.

Grundsätzlich sind nachlässig, falsch oder gar nicht gesicherte Mittelspannungsleitungen nach Einschätzung von Nabu-Experten bundesweit immer noch ein Problem. In der zweiten Jahreshälfte plant der Naturschutzbund eine Umfrage bei allen Landesumweltministerien zum Stand der Umrüstung nach den gesetzlichen Vorgaben.

Stromfluss durch den Körper

"Berührt ein Vogel zwei Drähte einer elektrischen Freileitung gleichzeitig, kommt es zum Stromfluss durch seinen Körper", erklärt der oberschwäbische Ornithologe Jost Einstein. Die Folge seien schwerste Verbrennungen und Lähmungen, die zum Tode führten. Betroffen seien alle Vogelarten, die größer als eine Taube oder Krähe seien. Zur Zahl der getöteten Vögel gebe es keine genauen Angaben, da diese oft nach kurzer Zeit von Tieren verschleppt würden. (dpa/al)