Strom

Strom-Mix: Neuer Rekordanteil für Erneuerbare

Mittlerweile fast 56 Prozent halten Wind, Sonne, Wasserkraft und Biomasse an der Nettostromerzeugung in Deutschland – so die Zahlen des Fraunhofer ISE für das erste Halbjahr.
01.07.2020

Die Erneuerbaren laufen Kohle und Gas immer mehr den Rang ab – vor allem auch in der Corona-Krise.

Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hat heute Daten zur öffentlichen Nettostromerzeugung für das erste Halbjahr 2020 vorgestellt. Mit einem Anteil von 55,8 Prozent an der Nettostromerzeugung stellten die erneuerbaren Energien einen neuen Rekordwert auf. Im Februar lag ihr Anteil sogar bei 61,8 Prozent.

Grund hierfür waren die vielen Winterstürme dieses Jahr. Dadurch trug die Windkraft im Februar sogar 45 Prozent zum Strommix bei. Aber auch insgesamt ist die Windkraft die bislang stärkste Kraft in der Erneuerbaren-Produktion 2020 – 75 TWh und damit zwölf Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum speiste sie ins Netz ein.

Corona-Effekte sichtbar

Photovoltaikanlagen speisten im ersten Halbjahr knapp 28 TWh in das öffentliche Netz ein, eine Steigerung von 11,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr (25,1 TWh). Auch die Sonnenernte war geprägt von günstigen Wetterverhältnissen, die von April bis Juni jeweils mehr als sechs TWh Stromproduktion pro Monat erlaubten.

Ab dem zweiten Quartal 2020 machte sich die gesunkene Stromnachfrage aufgrund der durch die Corona-Pandemie rückläufigen Industrieproduktion bemerkbar. Die Last ging zurück auf 35,3 TWh im Juni (Juni 2019: 37,6 TWh), die Stromproduktion sank von 47,9 TWh im Januar auf 36,0 TWh im Juni.

Preis für CO₂-Zertifikate stark gestiegen

Insgesamt lag die Last im ersten Halbjahr bei 234,2 TWh, ein deutlicher Rückgang gegenüber den 245,7 TWh im ersten Halbjahr 2019. Die Stromproduktion ging gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 um 21,7 TWh zurück auf 243,8 TWh. Ein Teil dieses Rückgangs ist auf die von 20,1 TWh auf 7,5 TWh gesunkenen Exporte zurückzuführen.

Und auch der Anteil der Kohle am Strommix ging zurück. Während die Braunkohle immerhin noch auf einen Anteil von 13,7 Prozent kommt, sind es bei Steinkohle nur noch sechs Prozent. Der starke Rückgang sei laut Fraunhofer ISE bedingt durch die gestiegenen Kosten für CO₂-Zertifikate, die durchschnittlich bei 21,91 Euro pro Tonne CO₂ lagen, und den stark gesunkenen Day-Ahead Börsenstrompreises von durchschnittlich 22,94 Euro/MWh (gegenüber 36,83 Euro/MWh in 2019).

Fuel Switch zu Gas

Bei einer Emissionen-Belastung von etwa einer Tonne CO₂ pro erzeugter MWh Kohlestrom war die Wirtschaftlichkeit von Kohlekraftwerken kaum mehr gegeben. Da sich der Preis für Erdgas im gleichen Zeitraum halbierte (8,03 Euro/MWh statt 16,38 Euro in 2019) und Erdgaskraftwerke geringere CO₂-Zertifikatskosten haben, fand ein »Fuel Switch« von Kohle zu Erdgas statt.

Gaskraftwerke haben ihre Produktion auf 28 TWh gesteigert, ein Plus von 13,9 Prozent gegenüber den 24,6 TWh im Vorjahr. Neben den Kraftwerken zur öffentlichen Stromversorgung gibt es auch Gaskraftwerke im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe zur Eigenstromversorgung. Diese produzierten zusätzlich ca. 20 TWh für den industriellen Eigenbedarf. (ls)