Strom

Stromanbieterwechsel: Vorsicht Bonusfalle!

Wer sich beim Wechsel des Stromtarifs von einem Bonus leiten lässt, zahlt im Folgejahr oft deutlich mehr, als beim Grundversorger anfallen würde.
06.08.2018

Hochspannung: bei Konflikten zwischen Verbrauchern und Versorgern müssen Letztereverbindlich an einer Schlichtung teilnehmen.

Bundesweit konkurrieren rund 800 Stromanbieter um die Gunst der Verbraucher. Der Grundversorger hat dabei häufig einen vergleichsweise teuren Tarif. Viele Stromkunden lassen sich daher von der überörtlichen Konkurrenz locken. Diese Stromanbieter zahlen überdies im ersten Jahr Boni, die den Blick auf den angebotenen Grundtarif verstellen. Fallen diese Boni ab dem zweiten Jahr weg, liegen die Kosten für Verbraucher oft über denen des teuren Grundversorgertarifs.

Der Verbraucher-Ratgeber "Finanztip" hat rund 250 Tarife in zwölf Städten untersucht. Demnach weichen Stromtarife in vielen Orten deutlich voneinander ab: um bis zu 35 Prozent. Oft bildet der sogenannte Grundversorgertarif das obere Ende des Preisspektrums. Viele Tarife, die im ersten Jahr sehr hohe Rabatte oder Boni enthalten, liegen im Folgejahr häufig noch darüber: "In diesen Tarifen ist der Grund- und Arbeitspreis enorm hoch", erklärt Ines Rutschmann, Energie-Expertin bei Finanztip, den Trick. In einem Fall seien die Stromkosten ohne Bonus bei einem angenommenen Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden pro Jahr 220 Euro teurer gewesen als beim örtlichen Grundversorger.

Die Falle: Kündigungstermin verpaßt

Der harte Wettbewerb um Stromkunden findet meist auf Vergleichsportalen statt. "Durch die Boni werden die Tarife günstiger und so ganz oben im Portal angezeigt", erklärt Rutschmann. Doch Obacht: Viele Tarife verlängern sich nach Ablauf der Vertragslaufzeit automatisch um ein weiteres Jahr: "Da es sich beim Wegfall eines Bonus' nicht um eine Preiserhöhung im rechtlichen Sinn handelt, haben Verbraucher kein Sonderkündigungsrecht." Wer nicht rechtzeitig kündigt, hängt im teuren Tarif fest.

Verbraucher sollten Stromtarife immer ohne Boni und Rabatte vergleichen. Das geht zum Beispiel auf den Vergleichsportalen. Wer sich trotzdem entscheidet, einen neuen Vertrag abzuschließen und den Bonus mitzunehmen, sollte diesen neuen Tarif auf alle Fälle rechtzeitig kündigen. "Oft beträgt die Kündigungsfrist drei Monate vor Ende der Vertragslaufzeit", so Rutschmann. "Wer auf der sicheren Seite sein will, sollte den Vertrag nach Ablauf des Widerrufsrechts unmittelbar wieder kündigen." (sig)