Strom

Stromimporte in Bayern nehmen weiter zu

Während die erneuerbaren Energien im Freistaat zulegten und nun mit 52 Prozent zur gesamten Stromerzeugung beitragen, ging die konventionelle Stromerzeugung in den letzten Jahren deutlich zurück.
20.12.2020

Photovoltaik und Wasserkraft sind in Bayern die Spitzenreiter bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien.

Nach einer Veröffentlichung des Bayerischen Landesamtes für Statistik betrug die Bruttostromerzeugung in Bayern im Jahr 2019 rund 75 TWh und entfernt sich damit weiter von ihrem bisherigen Höchststand von 94 TWh aus dem Jahr 2012.

„Im 10-Jahres-Vergleich werden heute rund 50 Prozent weniger Strom aus konventionellen Kraftwerken erzeugt. Das bedeutet zugleich, dass die verbleibende Stromerzeugung viel stärker vom Wetter und der Tageszeit
abhängig ist“, sagt Detlef Fischer, Geschäftsführer des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW). Immerhin 23 Prozent der erzeugten Strommenge werden aus Photovoltaik und Windkraft bereitgestellt und seien damit nicht immer bedarfsgerecht verfügbar sowie mit den heute nutzbaren Technologien nicht über einen längeren Zeitraum speicherbar.

Ende 2022 wird Stromlücke erwartet

Bayern ist in den letzten Jahren zu einem Stromimportland geworden. Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren vor allem in den verbrauchsstarken Wintermonaten fortsetzen.
Hauptgrund für den Rückgang in der konventionellen Stromerzeugung in Bayern ist der Kernenergieausstieg. Durch die erfolgte Außerbetriebnahme des Kernkraftwerkes Isar 1 bereits in 2011, des Kernkraftwerkes Grafenrheinfeld in 2015 und des Kernkraftwerkes Gundremmingen Block B Ende 2017 war jeweils ein deutlicher Einbruch der in Bayern erzeugten Strommenge zu beobachten.

Noch sind zwei Kernkraftwerke (Gundremmingen Block C und Isar 2) am Netz und erzeugen mit rund 22 TWh rund ein Viertel des benötigten Stroms in Bayern, was mehr als doppelt so viel ist wie derzeit alle bayerischen Erdgaskraftwerke zusammen (10 TWh bzw. 13 Prozent). Mit der Abschaltung der beiden verbliebenen Reaktoren spätestens Ende 2021 bzw. Ende 2022 wird eine Stromlücke entstehen, die es unter der Aufrechterhaltung von Versorgungssicherheit, Preiswürdigkeit und Umweltfreundlichkeit zu schließen gilt.

Photovoltaik und Wasserkraft dominieren bei Erneuerbaren

Die erneuerbare Stromerzeugung hingegen konnte in den letzten zehn Jahren um 84 Prozent auf 39 TWh in 2019 gesteigert werden, etwa die Hälfte entfällt auf die volatile Photovoltaik
(zwölf TWh) und Windkraft (fünf TWh), die andere Hälfte auf die besser einplanbare Wasserkraft (zwölf TWh) und Biomasse (neun TWh). „Mit Sonne und Wind aus Bayern allein wird die Stromlücke durch die fehlende Kernkraft nicht zu decken sein. Die Stromerzeugung aus Erdgas wird in den nächsten Jahren daher an Bedeutung gewinnen müssen“, stellt Detlef Fischer im Hinblick auf den schleppenden Netzausbau pragmatisch fest.

Abhängigkeit von Nachbarn steigt

Für eine erneuerbare Stromerzeugung, die rund um die Uhr die Stromversorgung in Bayern sicherstellt, braucht es aber vor allem gut ausgebaute Netze und Speicher, mahnt der VBEW. Bis es soweit sei, würden noch viel Jahre vergehen. Der Stromverbrauch hingegen folge der geringeren Erzeugung nicht, sondern bewege sich im Zehn-Jahres-Zeitraum auf einem konstanten Niveau. Im Jahr 2017 (letzte amtlich verfügbare Zahl) lag der Bruttostromverbrauch bei 84 TWh. Für die nächsten Jahre rechnet der Verband durch die stark steigende Anzahl von Elektroautos und den verstärkten Einsatz von elektrischen Wärmepumpen mit einem deutlich ansteigenden Stromverbrauch. Erzeugung und Verbrauch gehen damit in Bayern weiter auseinander. Bayern werde bei der Stromversorgung immer stärker auf die Unterstützung durch seine Nachbarn angewiesen sein, heißt es weiter. (sg)