Strom

Stromverbrauch: Erneuerbare decken 49 Prozent

Der Anteil von Wind, Solar und Co. am Bruttostromverbrauch in Deutschland ist im ersten Halbjahr 2022 erneut gestiegen. Die Abhängigkeit der Produktionskapazitäten vom Ausland ist jedoch ein Risiko für die weitere Energiewende.
05.07.2022

Wind und Solar erzielten im ersten Halbjahr 2022 gute Erträge. Ein Mix aus den stürmischen Wintermonaten und dem sonnenreichen Frühsommer machen es möglich.

In den ersten sechs Monaten des Jahre haben Erneuerbaren Energien rund 49 Prozent des Bruttoinlandstromverbrauchs gedeckt. Das zeigen vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des BDEW. Der Erneuerbaren-Anteil der am Stromverbrauch lag damit sechs Prozentpunkte höher als im ersten Halbjahr 2021.

Insbesondere Windenergie an Land und PV legten deutlich zu: Sie erzeugten jeweils rund ein Fünftel mehr Strom als im Vorjahreszeitraum. Zu verdanken sind diese Zuwächse vor allem einem windreichen Jahresbeginn im Januar und Februar und zahlreichen Sonnenstunden in Mai und Juni. Auch bei Offshore-Wind und Biomasse gab es leichte Zuwächse.

PV-Abhängigkeit von China

Das ZSW blickt jedoch sorgenvoll in die Zukunft. Mit dem angestrebten Ausbaupfad auf 215 GW installierter Leistung in Deutschland im Jahr 2030 ist ein nie dagewesenes jährliches Installationsvolumen von 22 GW pro Jahr ab dem Jahr 2026 zu realisieren. Der hiermit verbundene Umsatz in einer Größenordnung von 150 Mrd. Euro dürfte aber aus heutiger Sicht zu einem großen Teil nach China fließen“, gibt Frithjof Staiß, geschäftsführender Vorstand des ZSW zu bedenken und ergänzt: „Diese Abhängigkeit von chinesischen Herstellern – bei Wafern stammen 96 Prozent der Weltmarktproduktion aus China – stellt zudem ein erhebliches Risiko für die Realisierung der ambitionierten, für den Klimaschutz und die Energiesicherheit in Deutschland aber zwingend zu erreichenden Ausbauziele dar.“

Um das Realisierungsrisiko zumindest mittelfristig zu reduzieren und gleichzeitig deutlich größere Teile der Wertschöpfung nach Deutschland und Europa zu holen, sollte Deutschland aktiv dazu beitragen, ein sogenanntes Important Project of Common European Interest (IPCEI) für die Photovoltaik auf den Weg zu bringen, das von innovativen Herstellungsverfahren bis hin zu zukunfts- und wettbewerbsfähigem Recycling die Wertschöpfungskette der Photovoltaik in Europa neu etablieren soll, appelliert Staiß. „Denn aus den gleichen Gründen gibt es bereits IPCEIs für Batterien und Wasserstoff, die ebenfalls von herausragender strategischer Bedeutung für den Klimaschutz und die Energiesicherheit in Deutschland und Europa sind.“

Die Zahlen im Einzelnen

Im ersten Halbjahr 2022 lag die Bruttostromerzeugung bei 298 Mrd. kWh – ein Anstieg von knapp zwei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (1. Halbjahr 2021: 293 Mrd. kWh). Dem stand ein Stromverbrauch von rund 281 Mrd. kWh gegenüber (1. Halbjahr 2021: 283 Mrd. kWh). Insgesamt wurden rund 139 Mrd. kWh Strom aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen erzeugt (1. Halbjahr 2021: 122 Mrd. kWh). Davon stammten rund 59 Mrd. kWh aus Wind an Land, knapp 33 Mrd. kWh aus Photovoltaik, knapp 24 Mrd. kWh aus Biomasse, gut 12 Mrd. kWh aus Wind auf See und gut neun Mrd. kWh aus Wasserkraft. Aus konventionellen Energieträgern wurden knapp 159 Mrd. kWh erzeugt. Im Vorjahreszeitraum waren es gut 170 Mrd. kWh. (lm)