Strom

Studie: Energiewende kommt in Städten nur schleppend an

Umweltfreundliche Technologien sind wichtig, das ist fast allen Befragten der aktuellen KfW-Umfrage klar, an der Umsetzung hapert es jedoch noch.
22.08.2018

Sonnenstrom- und Wärme wird derzeit überwiegend auf dem Land geerntet. In Ballungsgebieten braucht es neue Umsetzungslösungen.

Die Staatsbank KfW hat im Rahmen ihres diesjährigen Energiewendebarometers 4000 Haushalte rund um die Erneuerbaren befragt. Das Ergebnis verweist zwar auf den Trend zu einem ökologischen Lebensstil, zeigt aber auch Stolpersteine bei der Realisierung.

90 Prozent der Befragten stehen hinter der Energiewende, hingegen „nur“ 23 Prozent der Haushalte nutzen aktiv Energiewendetechnologien. "Angesichts der nahezu unvermindert hohen CO2-Emissionen im Haushaltsbereich reichen diese Anstrengungen (...) noch nicht aus, um die Klimaziele der Bundesregierung und die des Pariser Abkommens zu erreichen. Die vorhandene Bereitschaft der Haushalte, sich aktiv beim Klimaschutz einzubringen, sollte durch gezielte Unterstützung besser genutzt werden", bewertet Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe das Studienergebnis.

Energiewende findet überwiegend auf dem Land statt

Aktuell findet der Einsatz von Erneuerbaren überwiegend im ländlichen Raum statt. Insbesondere die Installation von PV- und Solarthermieanlagen ist auf dem Land stärker verbreitet. Laut KfW-Umfrage könnte das Stadt-Land-Gefälle an der größeren Verbreitung von Fernwärme in Ballungsräumen liegen und an den weniger verfügbaren Nutzungsflächen. Schließlich dominieren in Städten Mehrfamilienhäuser, die sich aufgrund größerer Verschattungsanteile weniger für Solarenergieanlagen eignen. Allerdings ließe sich die Tendenz auch über persönliche Motive erklären: So gaben die Befragen auf dem Land an, sie investieren in dezentrale Energielösungen, um von Großanbietern unabhängig zu sein. 

Zeuner will genau an diesem Motiv auch in Städten ansetzen: "Hier bedarf es zielgruppenspezifischer Förderung, die das private Kapital der Städter für die Energiewende mobilisiert.“ Für über die Hälfte der insgeamt befragten Haushalte wären bessere Finanzierungsmöglichkeiten und eine Erhöhung der Fördermittel Entscheidungshilfen.

E-Mobilität ist bei vielen Deutschen in Planung

Deutliche Unterschiede zeigen sich auch im Nutzungsverhalten von Mietern und Eigentümern. Haushalte, die ihre Immobilie selbst nutzen, sind mit 33 Prozent doppelt so häufig mit ökologischen Technologien ausgestattet wie Mieter (14 Prozent). Die Unterschiede in Sachen E-Mobilität fallen hingegen deutlich geringer aus. Mit einer Eigentümerquote von 2,4 Prozent und 1,5 Prozent Mieteranteil steckt die alternative Antriebstechnologie bei beiden Zielgruppen noch in den Kinderschuhen.

Allerdings planen bereits 16 Prozent der Befragten die Anschaffung eines Elektroautos. Eine flankierende Umfrage von KfW Research hat verdeutlicht, dass vor allem die Angst vor einem eingeschränkten Aktionsradius die Menschen vom Kauf eines Elektroautos abhält: Die aktuell noch lückenhafte Ladeinfrastruktur wird als wichtigster Grund gegen den Kauf eines Elektroautos genannt (84 Prozent), gefolgt von der Reichweite der Fahrzeuge (81 Prozent ) und erst danach vom Kaufpreis (79 Prozent).

Smart Living braucht mehr Datenschutz

Ähnlich sieht die Entwicklung von Smart-Home-Lösungen aus: Zwar ist den meisten Haushalten das Thema ein Begriff, der Durchbruch lässt allerdings noch auf sich warten. Lediglich elf Prozent der Befragten nutzen mindestens eine smarte Anwendung im heimischen Management von Beleuchtung, Strom oder Wärme. "Um dieses enorme Marktpotenzial auszuschöpfen, müssen vor allem die Bedenken der Haushalte in den Bereichen Datensicherheit und Fehleranfälligkeit ausgeräumt werden", sagt Zeuner. (ls)