Strom

Studie prophezeit stürmische Zukunft für Offshore-Wind

Der Offshore-Windsektor konnte in den letzten Jahren klares Wachstum aufweisen. Die Autoren der Studie prognostizieren der Branche aber eine unsichere Zukunft hinsichtlich Umsatz und Beschäftigungszahlen.
23.05.2019

In Deutschland sind aktuell rund 6400 MW Offshore-Leistung installiert.

Die Offshore-Windenergie-Branche wächst seit knapp zehn Jahren stetig und erreichte 2018 einen Höchstwert von knapp 800 Marktteilnehmern mit rund 24.500 Beschäftigten und über neun Mrd. Euro Umsatz.

Das ergab die neue Studie von windresearch, die neben der Analyse der Wertschöpfung und Beschäftigung hinsichtlich ihrer regionalen Verteilung, auch die zukünftige Entwicklung der Branche untersucht. Vergleichsgrundlage lieferte eine ebenfalls von windresearch durchgeführte Studie aus dem Jahr 2011.

Regionale Schwerpunkte überraschen

Der Norden Deutschlands hat wie zu erwarten die höchsten Wertschöpfungszahlen in den Bereichen Transport, Montage, Projektentwicklung sowie Betrieb und Wartung. Dort liegen die größten Windparks und die meiste Leistung.

Die höchsten Anteile im Engineering und in der Forschung und Entwicklung haben aber überraschenderweise die süddeutschen Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern. Das liegt vor allem an der Abhängigkeit der norddeutschen Markteilnehmer von im Süden und teilweise auch in NRW produzierter Technik. In der Region Frankfurt am Main liegt der Schwerpunkt im Bereich Finanzierung.

Zukunft von Ungewissheit geprägt

Im zweiten Teil der Untersuchung versuchen die Forscher die Entwicklung der Beschäftigungszahlen anhand drei verschiedener Szenarien zu prognostizieren. Im ersten Szenario "EEG 2017" führen eine Ausbaulücke in den Jahren 2020 bis 2022 und ein reduzierter Ausbau in der folgenden Dekade zu kontinuierlich sinkenden Beschäftigungszahlen. Der Rückgang kann zwar durch eine wachsende Wertschöpfung bei Betrieb, Wartung und Instandhaltung teilweise aufgefangen werden, bis zum Jahr 2035 werden gegenüber 2018 aber fast 10.000 Arbeitsplätze verloren gehen. Außerdem ist ein Rückgang des Umsatzes zu erwarten.

Im Szenario "65%-Ziel" wird das Ausbauziel auf 30 GW angehoben, was sich in steigenden Beschäftigungszahlen äußert, die sich durch die Verzögerungseffekte von Investitionen und Planungen in neue Offshore-Windparks allerdings erst ab 2025 bemerkbar machen. Ab diesem Zeitpunkt werden laut Studie 8000 Arbeitsplätze geschaffen, um weitere Projekte zu realisieren. Durch den Bau neuerer und größerer Anlagen steigt der Umsatz auf zehn Mrd. Euro jährlich.

Power-to-X als Jobmotor

Im letzten Szenario "Power-to-X" steigt das Ausbauziel bis 2035 auf 40 GW. Dies führt zu frühzeitig steigenden Ausbauraten und mehr Arbeitsplätzen. Durch den kommenden Trend zur Sektorenkopplung und Power-to-X könnten die Beschäftigungszahlen sogar auf über 35.000 steigen. Der Umsatz könnte aufgrund von Wartung und Betrieb der zusätzlichen Anlagen und dem beginnenden Rückbau ab 2030 um etwa sieben Mrd. Euro bis 2035 steigen.

Die Autoren der Studie stellen fest: "Sollte das derzeitige Ausbauziel nicht angehoben werden, muss mit einem Rückgang der Beschäftigungszahlen von rund 24.500 (2018) auf ca. 16.000 (2035) gerechnet werden. Eine deutliche Anhebung der Ziele könnte hingegen Wertschöpfung und Beschäftigung sichern." (pm)