Strom

SW Schwäbisch Hall planen Stadtwerk in Indien

Für den Aufbau einer neuen Versorgungsinfrastruktur auf einem Elitecampus werden noch Partner und Investoren gesucht. Das Modell soll auf andere Städte in Indien übertragbar sein.
18.05.2018

Eingang zum Gandhigram Rural Institute.

Im sonnenreichen südindischen Bundesstaat Tamil Nadu bauen die Stadtwerke Schwäbisch Hall ein Querverbundunternehmen nach deutschem Vorbild mit den Sparten Strom, Biogas, Wasser, Abwasser und Mobilität auf. Dieses wird auf dem Elitecampus Gandhigram Rural Institute (GRI) eine neue Versorgungsinfrastruktur errichten, das Areal soll sich künftig zu 100 Prozent aus regenerativen Energien selbst versorgen. Für das ambitionierte Projekt werden noch Partner und Investoren gesucht.

Auftaktkonferenz ist am 12. Juli in Schwäbisch Hall

Zielgruppe sind hier alle Techniklieferanten für dezentrale, ökologische und smarte Versorgungslösungen in den Bereichen Energieerzeugung und -netze, Wasser/Abwasser, E-Mobilität und Kommunikation. Investoren können sich an den im Aufbau befindlichen Stadtwerken Gandhigram beteiligen. Am 12. Juli wird auf einer Konferenz im Glasturmsaal der Stadtwerke Schwäbisch Hall über die Möglichkeiten der Teilnahme informiert.

Indien ist ein riesiger, weitgehend unerschlossener Markt

"Dieses Modellprojekt ist prädestiniert, auf andere Städte und Areale in Indien übertragen zu werden, und bietet großes Zukunftspotenzial", sagt Gebhard Gentner, Geschäftsführer der Stadtwerke Schwäbisch Hall. Indien ist ein riesiger, weitgehend unerschlossener Markt für smarte, ökologische Ver- und Entsorgungslösungen.

Darum geht es genau: Auf dem Elitecampus GRI leben 3000 Studenten und 1000 Mitarbeiter. Immer wieder kommt es zu Ausfällen der Strom- und Wasserversorgung, die Trinkwassergewinnung kollidiert mit der Abwasserentsorgung. 2016 unterzeichneten die GRI-Leitung und die indische Ingenieurfirma "iPlon GmbH" eine Absichtserklärung. Es wurden Machbarkeitsstudien und Businesspläne erstellt, ein weiterer Projektpartner ist die NextSolar GmbH. Die Stadtwerke Schwäbisch Hall steuern das Projekt federführend, die Leitung hat Peter Breuning, Abteilungsleiter für Netzleittechnik, inne. Unterstützt wird das Projekt unter anderem von der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft.

Der Modernisierungsplan im Einzelnen

Der Modernisierungsplan beinhaltet unter anderem die Installation von PV-, Wind- und Biogasanlagen sowie den Aufbau einer zuverlässigen Wasserversorgung. Zusätzlich sollen ein Glasfasernetz mit zwei GB Übertragungsleistung und freiem WLAN-Zugang sowie eine Satellitenrundfunk-Empfangsanlage für über 200 Fernsehprogramme eingerichtet werden.

Komplett neues Mittel- und Niederspannungsnetz

Auf dem Areal sollen 25 Gebäude mit Dach-PV-Anlagen ausgestattet werden. Die Biogasanlagen können mit Abfällen des Campus, aber auch mit Hilfe von Abfallprodukten regionaler Landwirte betrieben werden, die Energiegewinnung soll durch Kraft-Wärme-Kopplung erfolgen. Das gesamte Kälte- und Wärmenetz sowie das Mittel- und Niederspannungsnetz werden neugebaut. Abgerundet wird das Konzept durch vier Wärmespeicher.

Moderne Kläranlage und Neuanlage eines Sees

Durch die Integration einer modernen Kläranlage soll künftig sauberes Wasser zur Verfügung stehen. Dazu wird ein vier Meter tiefer See angelegt, in dem Regenwasser gesammelt wird. Das Fassungsvermögen von 160 Mio. Litern auf einer Fläche von 14000 m2 soll den Bedarf von bis zu 400 Tagen decken können. Um eine Entrophierung zu verhindern, wird Sauerstoff eingesetzt. Das Seewasser wird durch eine Wasseraufbereitungsanlage gereinigt und ist separat für die allgemeine Wassernutzung und die Toiletten vorgesehen. Außerdem wird ein neuer Wasserhochbehälter errichtet.

Alternative Mobilität/Bestellsystem per App

Auf dem Campusgelände sollen künftig keine Verbrennungsmotoren erlaubt sein, diese werden durch Elektroantriebe ersetzt, die mit selbst produziertem Strom betrieben werden. Für die E-Fahrzeuge sind Parkplätze mit Ladestationen geplant. Die Buchung und Abrechnung der Fahrzeugnutzung erfolgt über die neue GRI-App. Zusätzlich erhalten alle Gebäude einen Smart Meter. Die Nutzer werden sich Strom, Gas, Wärme, Kälte, Internet und Fernsehempfang ebenfalls über die App bestellen.

Vier Trafostationen bereits angeschlossen

Die Feinplanung des Projekts wurde bereits Ende Dezember vergangenen Jahres abgeschlossen. Bereits seit Ende Oktober 2017 sind vier Trafostationen und der Wasserhochbehälter in Gandhigram an das Netzführungsnetz der Stadtwerke Schwäbisch Hall angeschlossen. Der Gesamtbezug von Wasser und Strom ist so jederzeit einsehbar, Lastgangprofile können erstellt werden. Weitere Informationen finden Sie unter www.stadtwerke-hall.de/gandhigram/ (hoe)