Strom

Tennet startet neues Gleichstrom-Erdkabel-Projekt "B-Korridor"

Der B-Korridor gilt neben SuedLink als das größte Gleichstromprojekt von Tennet. Er besteht aus zwei Gleichstrom-Erdkabel-Leitungen zwischen Heide in Schleswig-Holstein und Polsum (NRW) sowie Wilhelmshaven (Niedersachsen) und der Region Hamm (NRW).
28.03.2021

Der Datenvorhalteraum (gelb hervorgehoben) ist der Raum, der untersucht wird, um das Trassenkorridornetz zu entwickeln. Der Umfang des Datenvorhalteraums zwischen den Netzverknüpfungspunkten basiert auf Vorgaben des Umweltberichts zum Bundesbedarfsplan. Aus diesem großflächigen Raum werden sämtliche Datengrundlagen, beispielsweise zu Natur- und Wasserschutzgebieten oder zur ländlichen Entwicklung, aus den Ministerien und Landkreisen zusammengetragen und aufbereitet. Aktuell befinden sich knapp 30 Landkreise ganz oder zum Teil im Datenvorhaltraum und mehrere 100 Gemeinden. Ob die jeweiligen Landkreise und Gemeinden später von einem der Trassenkorridore berührt werden, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest.

Um große Mengen an  norddeutscher Windenergie zielgerichtet in die Wirtschafts- und Metropolregionen Nordrhein-Westfalens transportieren zu können, werden die Übertragungsnetzbetreiber Tennet und Amprion bis 2030 das neue Gleichstrom-Erdkabel-Projekt „B-Korridor“ realisieren. Politische Unterstützung erhält das Projekt von den Ländern Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

Das Netzausbauprojekt besteht aus zwei einzelnen Verbindungen und wurde mit dem im Februar verabschiedeten Bundesbedarfsplangesetz als notwendig bestätigt. Zusätzlich soll es das Drehstromnetz in Schleswig-Holstein und Niedersachsen ergänzen und entlasten.

 

B-Korridor besteht aus zwei Gleichstrom-Erdkabel-Verbindungen

Der „B-Korridor“ besteht aus zwei Gleichstrom-Erdkabel-Leitungen zwischen Heide in Schleswig-Holstein und Polsum (NRW) sowie Wilhelmshaven (Niedersachsen) und der Region Hamm (NRW), die jeweils eine Kapazität von zwei Gigawatt und einer Länge von insgesamt knapp 700 Kilometer haben. Mit vier Gigawatt kann rein rechnerisch der Strombedarf von rund zehn Millionen Haushalten gedeckt werden. An den Start- und Endpunkten sind jeweils Konverter und Umspannwerke nötig, um die Leitung an das Drehstromnetz anzuschließen. Der B-Korridor besteht aus zwei Vorhaben:

  • Das Vorhaben DC21b (Bezeichnung gemäß Netzentwicklungsplan) wird vom Netzverknüpfungspunkt Wilhelmshaven circa 267 Kilometer durch Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen bis in den Raum Hamm führen. 
  • Das Vorhaben DC25 verläuft vom Umspannwerk Heide/West in Schleswig-Holstein über circa 407 km durch Niedersachsen bis ins nordrhein-westfälische Polsum bei Marl.  

Bis 2030 Betrieb vorgesehen

Der B-Korridor gilt – neben SuedLink – als das größte Gleichstromprojekt von Tennet. Mit dem Bundesbedarfsplangesetz vom 25. Februar 2021 wurde der gesetzliche Auftrag erteilt, dieses Vorhaben zu planen und zu realisieren. Er soll bis zum Jahr 2030 in Betrieb gehen.

Für beide Verbindungen ist der Erdkabelvorrang gesetzlich festgelegt. Damit geht Tennet bei der Planung von 100 Prozent Erdkabel aus. Außerdem ist die gemeinsame Querung der Elbe mit dem SuedLink im Gesetz festgeschrieben. Darüber hinaus enthielten die Übertragungsnetzbetreiber den Auftrag, die Bündelung der beiden Verbindungen auf einer gemeinsamen Stammstrecke zu untersuchen. Zum jetzigen frühen Planungsstand können allerdings noch keine Aussagen darüber getroffen werden, ob und wenn ja in welchem Umfang die beiden Verbindungen auf einer Stammstrecke sinnvoll gebündelt werden können.

Multi-Terminal-System

„Niedersachsen ist das Bundesland, das am meisten Windenergie auf See und an Land produziert, aber der Strom muss auch dorthin gelangen, wo er gebraucht wird. Der Zeitdruck wächst hier stetig, da wir alles daran setzen müssen, unsere selbstgesteckten Ziele beim Klimaschutz, zu erreichen", sagte Olaf Lies, Niedersächsischer Energieminister. Der B-Korridor sei ein wichtiger Baustein der Energiewende und werde für Niedersachsen und die anderen beteiligten Länder einen hohen Nutzen bringen.

Und weiter: „Für ein HGÜ-Gesamtkonzept stellt das ‚Multi-Terminal-System (MT-System)‘ mittelfristig gesehen eine zukunftsweisende Lösung in der Hochspannungsgleichstromtechnologie mit den sogenannten ‚DC-Hubs‘ dar. Die DC-seitige Verknüpfung mehrerer Gleichstromabschnitte ermöglicht Effizienz und Netzflexibilisierung unter maximaler Ausnutzung des vorhandenen Gesamtsystems. Die Planung sollte dann in einem entsprechenden Gesamtkonzept Regelzonengrenzen überschreitend erfolgen. Die Prüfung der Möglichkeit des Baus von Multiterminals an den Netzverknüpfungspunkten Rastede und Wilhelmshaven 2 wird von der Landesregierung ausdrücklich unterstützt." (sg)