Strom

Trotz Corona-Rückgang – Stromlücke droht bereits 2023

Der schwächelnde Windkraftausbau in Kombination mit dem Ausstieg aus Kohle und Atom könnte in naher Zukunft zu Stromerzeugungsengpässen führen. Daran ändert auch der rückläufige Verbrauch in der Corona-Krise nichts.
15.06.2020

Soll eine Stromlücke in den nächsten Jahren vermieden werden, müssen die Erneuerbaren massiv zugebaut werden. Ein Grundpfeiler hierbei ist die PV-Technologie.

Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) hat untersuchten lassen, wie sich mit Blick auf die Corona-Krise Stromerzeugung und -verbrauch in Zukunft entwickeln werden. Das Ergebnis der beauftragten Marktforscher von EuPD Research fiel eindeutig aus: Selbst unter der Hochrechnung des Verbrauchrückgangs auf 500 TWh für dieses Jahr droht bereits 2023 eine Stromlücke.

Auch wenn die Forscher dieses Jahr mit einem Verbrauchsrückgang von vier Prozentpunkten rechnen, werde die wirtschaftliche Erholung den Verbrauch bereits kommendes Jahr wieder in die Höhe schnellen lassen. Auf der Erzeugerseite sieht es hingegen nach weniger starkem Wachstum aus. Spätestens in drei Jahren könnte die Stromerzeugung nicht mehr mit der Nachfrage mithalten.

2023 könnten 46 TWh fehlen

Grund hierfür seien laut den Bonner Marktforschern der zähe Windkraftausbau in Kombination mit dem Ausstieg aus der Kohle- und Atomverstromung. Daran kann auch das jüngst angepasste Offshore-Ziel von 20 GW nichts mehr ändern. Im Jahr 2023 könnte sich die Stromerzeugungslücke bereits auf 46 TWh belaufen.

Eine Chance sieht EuPD Research im PV-Ausbau, wenn auch hier ambitionierter vorgegangen werden müsse: „Zur Vermeidung einer Stromerzeugungslücke muss der jährliche Photovoltaik-Ausbau von gegenwärtig rund 4 Gigawatt im Jahr bereits 2021 auf 8 Gigawatt verdoppelt und ab 2022 sogar auf 12 Gigawatt verdreifacht werden. Verbleibt hingegen der gesetzlich festgelegte Zubau für Photovoltaik bei 2,5 GW pro Jahr, ergibt sich bereits in 2023 eine Stromlücke“, kommentiert Martin Ammon, Geschäftsführer der EUPD Research, die Studienergebnisse.

Studie angepasst

Sollte die Ausbausituation so bleiben wie sie ist, könnten bereits 2030 77 TWh an Stromerzeugungsmengen fehlen. Die Hochrechnungen waren bereits Teil der Studie „Energiewende im Kontext von Atom- und Kohleausstieg – Perspektiven im Strommarkt 2040“ im vergangenen Herbst. Im Zuge der Corona-Kirse und den aktuellen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen hat der BSW gemeinsam mit The smarter E die Studie überarbeiten lassen. (ls)