Strom

TWL machen ihre Leitwarte für die Zukunft fit

Die Technischen Werke Ludwigshafen (TWL) haben ihre Querverbundleitwarte modernisiert. Dabei wurde nicht nur die Leittechnik modernisiert, sondern die Mitarbeiter haben nun deutlich bessere Arbeitsbedingungen.
24.01.2020

Von links: Dieter Feid, Kaufmännischer Vorstand, Oliver Lellek, Bereichsleiter Betrieb, und Thomas Mösl, Technischer Vorstand, in der modernisierten Querverbundleitwarte der TWL.

Es ist eines der Herzstücke der Energie- und Wasserversorgung in Ludwigshafen: die Querverbundleitwarte der TWL. Im Rahmen der Optimierung wurde sie räumlich umgebaut und den aktuellen Erkenntnissen und Vorgaben der Arbeitsstättenverordnung und IT-Sicherheit angepasst. Die neue Querverbundleitwarte soll nun eine höhere und wirtschaftlichere Leistungsfähigkeit sowie damit sicherere Systemverfügbarkeit bieten.

Von hier aus überwachen und steuern TWL-Mitarbeiter rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr den Puls der Stadt. Denn über die Monitore auf den Tischen und an der Wand der Querverbundleit­warte haben sie nicht nur die gesamte Versorgung Ludwigshafens mit Energie und Wasser im Blick – und damit rund 1600 Kilometer Stromnetz, 430 Kilometer Gasnetz, 90 Kilometer Fernwärmenetz und 510 Kilometer Wasser-Rohrnetz – sondern auch rund 150 Er­zeugungsanlagen im gesamten Stadtgebiet. Neben der sparten­übergreifenden operativen Netzführung und -überwachung zählen daher die Steuerung der Erzeugungsanlagen, das Vorhalten der Regelenergie und damit die Versorgungssicherheit sowie das Störungsmanagement zu den Kernaufgaben der Querverbundleit­warte.

Neue Funktionen und Anwendungen

Die zunehmende Digitali­sierung bietet zwar heute eine Vielzahl an neuen Möglichkeiten für die Integration von Funktionen und Anlagen in die Leitsysteme, Energiewende und Digitalisierung stellen damit aber auch deutlich erhöhte Anforderungen an die Verarbeitung von Prozessinforma­tionen und somit an ihre technische Leistungsfähigkeit. Auch die fluktuierende Erzeugung aus Wind- und Solaranlagen stellen für die Versorgungssicherheit und Netzstabilität eine Herausforderung dar. Gleich­zeitig müssen immer mehr dezentrale Erzeugungsanlagen in ein Netzleitsystem aufgenommen werden.

Die neue Leittechnik der Leitwarte erfüllt den TWL zufolge diese Anforderungen und bietet modernste Funktionen. „Nach fast 20 Jahren erfolgreichen Betriebs ist jetzt mit dem Umbau und der Modernisierung der Grundstein für die nächsten Jahrzehnte gelegt“, sagt der Technische Vorstand Thomas Mösl.

Neue spezielle Anwendungen integriert

Mitarbeiter melden sich über eine Plattform und mit nur einer Anmeldung an, entsprechend ihrer Qualifikation werden ihnen arbeitsplatzunabhängig ihre Aufgaben zugewiesen. Per Tasten­druck können die Operatoren ihren Arbeitsplatz ohne Prozess­unterbrechung auf einen weiteren Arbeitsplatz aufteilen, sodass sie ein zweiter Operator unterstützen kann.

Auch neue spezielle Anwendungen wurden in den Betrieb inte­griert, beispielsweise die Netzberechnung, Schaltprogramme und -briefe, aber auch spartenübergreifend sogenannte Höhere Ent­scheidungs- und Optimierungsfunktionen (HEO) bei Strom und Gas. Hierzu zählen zum Beispiel die Erkennung des echten aktu­ellen Netzzustands, der optimierende Lastfluss zur Ermittlung des optimalen Netzzustands, Verbrauchsprognosen und Simulationen. Aufgrund der ereignisabhängigen topologischen Einfärbungen las­sen sich die Betriebszustände im Netz auf einen Blick visualisieren und auf Anhieb bewerten.

LoRaWAN hilft beim Lokalisieren von Fehlern

Für die Betriebssteuerung der Erzeugungsanlagen bietet die neue Technik ebenfalls zusätzliche Funktionen. Ein Beispiel ist die Man­dantenfähigkeit, mit der das System mehreren Mandanten – also Kunden, in deren Auftrag TWL dezentrale Anlagen führt – Informa­tionen liefern kann, ohne dass diese einen gegenseitigen Einblick in ihre Daten erhalten.

Die Einbindung des LoRaWAN-Funknetzes, das TWL in Ludwigs­hafen aufgebaut hat, sorgt zusätzlich für eine zügige Lokalisierung von Fehlerstellen, kürzere Ausfallzeiten und eine wirtschaftlichere Betriebsführung.

Verbesserung der Arbeitsbedingungen

Im Anschluss an die Modernisierung der Leittechnik wurde die Quer­verbundleitwarte außerdem durch einen Umbau modernisiert. Eingebaut wurden eine neue Klimaanlage und mit Maßnahmen zur Schalldämmung haben sich die Arbeitsbedingungen für die Mitar­beiter deutlich verbessert, so die TWL. Die Arbeitsplätze für die Anlagenfahrer wurden ergonomisch gestaltet und nach neuesten Standards aus­gestattet, heißt es weiter. Für das Schichtführerbüro, den Schulungsraum, die Anmeldestelle und den Aufenthaltsraum sind einzelne, voneinander abgetrennte Räume entstanden. Darüber hinaus sorgen die Raumaufteilung und eine flexible Handhabung der Arbeitsplätze in der Interaktion mit der Großbildwand für eine effektive Arbeitsweise.

Notwendig wurde die Modernisierung, weil das Vorgängersystem durch die gewachsenen Anforderungen und Aufgaben an die Grenze der technischen und wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit gekommen war. „Mit der modernisierten Querverbundleitwarte sind wir nun für die erhöhten Anforderungen und weitere Heraus­forderungen, die die Energiewende noch in Zukunft bringen wird, gerüstet“, unterstreicht Dieter Feid, Kaufmännischer Vorstand von TWL. (sg)