Strom

VBEW: Bayerische Stromerzeugung bedenklich gesunken

Der Freistaat verbraucht deutlich mehr Strom als er erzeugt. In den letzten Jahren ist die Produktion um 30 Prozent gesunken – der Atomausstieg könnte die Lage noch verschärfen.
30.05.2018

Der Wissenschaftliche Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium mahnt mehr Investitionen in die öffentliche Infrastruktur wie Energienetze an. Zudem empfehlen die Experten, die Anrechenbarkeit von Investitionen in Flexibilisierungsoptionen bei Netzengpässen zu verbessern.

Während die Kraftwerke der öffentlichen Versorgung im Jahr 2007 noch rund 74 140 Mio. kWh Strom erzeugt haben, waren es vergangenes Jahr nach den Erhebungen des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung nur noch rund 51.993 Mio kWh. Hintergrund des Rückgangs ist die Stillegung der Kernkraftwerke Isar 1 im Jahr 2011 und des AKWs Grafenrheinfeld vier Jahre später. Maßgeblich für das sinkende Produktionsniveau könnte auch der Rückgang der Stromerzeugung aus Erdgas insbesondere in den Jahren 2012 bis 2014 sein.

Auch wenn sich die Stromproduktion 2017 im Vergleich zum Vorjahr stabilisiert hat, könnte die Lücke zwischen Erzeugung und Verbrauch weiter wachsen: Spätestens bis Ende 2022 gehen mit dem Kernkraftwerken Gundremmingen Block C (2021) und Isar 2 (2022) rund 2.700.000 kW Leistung vom Netz und erzeugen unter Berücksichtigung des bereits in 2017 stillgelegten Block B in Gundremmingen jährlich rund 30.000 Millionen kWh weniger Strom. Dann hätten die bayerischen Elektrizitätserzeuger innerhalb von 15 Jahren rund zwei Drittel ihrer angestammten Stromproduktion verloren. Das befürchtet zumindest der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW). Die bisher fehlenden Strommengen zur Deckung des Verbrauchs von schätzungsweise rund 80 000 Mio. kWh werden aktuell durch private Biogas- oder PV-Anlagen und den Import aus anderen Ländern gedeckt.

Dezentrale Energiewende und  Stromimport als Lösung

Für Wolfgang Brandl, Vorstandsvorsitzender des VBEW, zeichnen sich in Anbetracht der Lage große Herausforderungen für die nächsten Jahre ab: „Es wird von allen große Anstrengungen erfordern, diese Lücke unter Aufrechterhaltung von Versorgungssicherheit, Preiswürdigkeit und Umweltfreundlichkeit schließen zu können. Wer dabei nur auf heimische Sonne, Wind und Biomasse setzt, gibt sich einer Illusion hin und wird dieses Zieldreieck deutlichst verfehlen.“ Damit in Bayern künftig nicht die Lichter ausgehen, braucht es für den VBEW Expertenwissen und jederzeit verfügbare Technik, aber auch die Realisierung einer dezentralen Energiewende durch die Bürger. (ls)