Strom

Vier Mal höhere Erzeugung als Last

Die Stromerzeugung durch erneuerbare Energien in Mecklenburg-Vorpommern erreicht neue Höchstwerte. Doch die Ausbauzahlen bei Windkraftanlagen gehen zurück. Bislang ist noch kein Projekt im Rahmen des Bürgerbeteiligungsgesetzes umgestzt worden.
16.02.2018

Edis, Energieversorger im Nordosten Deutschlands, betreut ein etwa 80 000 Kilometer langes Stromnetz.

Die Erzeugung erneuerbarer Energien an Land hat im Nordosten Deutschlands einen neuen Höhepunkt erreicht: Wie ein Sprecher des Unternehmens Edis (Demmin/Fürstenwalde) am Freitag in Demmin sagte, wird im Osten Mecklenburg-Vorpommerns und in Brandenburg jetzt viermal mehr Ökostrom an Land erzeugt, als dort maximal verbraucht wird. Die höchste gleichzeitige Stromabnahme liege bei 2400 MW. Durch etwa 36 000 Wind- und Solaranlagen und andere Ökostrom-Produzenten werde erstmals eine Erzeugungskapazität von mehr als 10 000 MW erreicht, erklärte Firmensprecher Michael Elsholtz. Die Region sei damit führend in Deutschland.

Die Firma hat deshalb rund 10 000 Kilometer des insgesamt 80 000 Kilometer langen Stromnetzes erneuert und Umspannwerke errichtet, erläuterte Elsholtz. Derzeit lägen Anträge für Öko-Stromanlagen mit weiteren 20 000 MW Leistung vor. Edis betreibt im Nordosten Strom- und Gasnetze und beschäftigt 2500 Mitarbeiter. Neben dem Konzern Eon sind kommunale Anteilseigner zu einem Drittel an Edis beteiligt.

Bürgerbeteiligungsgesetz wirkt noch nicht

Gegen viele Windparks gibt es aber auch Protest. Um die Akzeptanz für den Windkraftausbau zu erhöhen, hat Mecklenburg-Vorpommern am 28. Mai 2016, quasi als Vorreiter in ganz Deutschland, ein Bürgerbeteiligungsgesetz lanciert. So müssen Investoren von Windparks seitdem Gemeinden und Anwohnern 20 Prozent der Gesellschaftsanteile anbieten. Doch das Gesetz hat bislang keinen Erfolg verbucht. Bislang sei noch kein Projekt im Rahmen des Beteiligungsgesetzes realisiert worden, erklärte eine Sprecherin des Energieministeriums von Mecklenburg-Vorpommern gegenüber der ZfK. "Für die Windpark-Projekte, die zurzeit umgesetzt werden, haben die Planungen vor Jahren begonnen, lange vor der Verabschiedung des Gesetzes. Für diese Projekte gelten Übergangsfristen, um problematische Eingriffe in Eigentumsrechte zu verhindern", erläuterte die Sprecherin. Eventuell könnten 2018 erste Projekte mit einer 20-Prozent Beteiligung der Bürger angegangen werden.

Der Bundesverband Windenergie sieht mehrere Gründe für diese Entwicklung: Zum einen schrecke wohl dieses Gesetz – es ist einzigartig in Deutschland – Investoren ab, erläuterte der Vorsitzende des Landesverbandes, Andreas Jesse, gegenüber des "Nordkurier". Schließlich seien im vergangenen Jahr lediglich 58 Anlagen in dem Bundesland errichtet worden – bei einem Bestand von 1889 Windturbinen. Zum anderen werden in dem Bundesland zu wenig neue Eignungsflächen ausgewiesen. Hier hinkten die vier Planungsverbände etwas hinterher. (dpa/al)