Strom

Wasserstoff soll Stahlproduktion klimafreundlicher machen

Die Stahlindustrie pustet besonders viel klimaschädliches Kohlendioxid in die Luft. Mit Hilfe von Wasserstoff soll sich das ändern. Doch der Weg zum "grünen Stahl" ist lang und teuer.
11.11.2019

Die Stahlindustrie gilt als einer der größten CO2-Emittenten und muss dabei bis 2050 CO2-neutral sein.

Mit Hilfe von Wasserstoff will Thyssenkrupp die Stahlproduktion sauberer machen. Der größte deutsche Stahlhersteller hat am Montag in seinem Duisburger Werk einen Versuch gestartet, in einem Hochofen Kohlenstaub teilweise durch Wasserstoff zu ersetzen. "Wir leisten hier Pionierarbeit", sagte Thyssenkrupp-Stahlchef Premal Desai. Als erstes Unternehmen weltweit blase Thyssenkrupp Wasserstoff statt Kohle in einen laufenden Hochofen. Am Ende des Umbaus der Produktion werde "grüner Stahl stehen".

Beim Einsatz von Kohle im Hochofen landet klimaschädliches Kohlendioxid in der Luft. Wird die Kohle durch Sauerstoff ersetzt, wird dagegen Wasserdampf freigesetzt. Das Verfahren steht aber erst am Anfang. Ab dem Jahr 2022 sollen nach früheren Angaben von Thyssenkrupp schrittweise alle vier Hochöfen in Duisburg auf die Zufuhr von Wasserstoff umgestellt werden. Der Stahlhersteller sieht dadurch ein theoretisches Einsparpotenzial von rund 20 Prozent des sonst anfallenden Kohlendioxids.

Vorreiterrolle nicht unbegründet

Im Hinblick darauf, dass das Werk von Thyssenkrupp in Duisburg nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) die Industrieanlage mit den höchsten Kohlendioxid-Emissionen in Deutschland ist, scheint der Weg nicht unbegründet zu sein. Nur die großen Braunkohlekraftwerke haben noch weit höhere Werte. Insgesamt entfallen auf die Eisen- und Stahlindustrie etwa 30 Prozent der Treibhausgasemissionen der deutschen Industrie. Auch bei den anderen Stahlherstellern in Deutschland laufen deshalb Projekte zum Einsatz von Wasserstoff.

Wirklich umweltfreundlich ist der Einsatz von Wasserstoff aber nur, wenn er mit grünem Strom hergestellt wird. Soll die gesamte Stahlproduktion in Deutschland auf Wasserstoff umgestellt werden, entsteht nach Angaben des Branchenverbands Stahl ein zusätzlicher Strombedarf von mindestens 130 TWh im Jahr. Rund 12.000 Windräder an Land seien nötig, um so viel grünen Strom zu erzeugen.

NRW fördert die erste Projektphase

In Duisburg fördert das Land Nordrhein-Westfalen die erste Projektphase mit 1,6 Mio. Euro. Thyssenkrupp muss wie die gesamte Branche bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden. Dazu sind noch weit aufwendigere Veränderungen im Produktionsprozess und der Bau ganz neuer Produktionsanlagen erforderlich. In den nächsten drei Jahrzehnten müssten dafür Investitionen von rund 10 Mrd. Euro getätigt werden, heißt es in einer Darstellung von Thyssenkrupp.

Der Stahlhersteller verfolgt noch einen zweiten Weg, den CO2-Ausstoß bei der Stahlproduktion zu verringern. Dazu sollen Hüttengase als Rohstoff für die chemische Industrie genutzt werden. Im vergangenen Jahr konnten erstmals Methanol und Ammoniak unter industriellen Produktionsbedingungen aus den Hüttengasen erzeugt werden. (ab/dpa)