Strom

Westfalen Weser Netz startet Projekt zur Digitalisierung von Stromnetzen

Im Forschungsprojekt "DigOS-MELS" testet Westfalen Weser Netz mit der Hochschule Südwestfalen digitale Funktionen zur Netzstabilisierung unter Realbedingungen. Der neue Netzregler soll kommunalen Versorger ermöglichen, ihr Netz künftig lokal und effizient zu stabilisieren.
15.02.2019

Gemeinsam für eine digitale Energieversorgung (von links): Timo Busse (WWN), Andreas Speith (Geschäftsführer WWN), Christiane Boschin-Heinz (Chief Digital Officer, Stadt Paderborn), Anke Recklies (Vizepräsidentin BR-Detmold), Stephan Nahrath (Geschäftsführer WWE), Egon Ortjohann, Andreas Schmelter, Reinhard Neundorf (Vizekanzler), Daniel Holtschulte und Jan Kortenbruck (alle FH Südwestfalen).

Die in der Region Paderborn installierten Windkraft- und Photovoltaikanlagen stellen mittlerweile bis zu 100 Prozent des jährlichen Strombedarfs des gleichnamigen Kreises bereit. Weil sich die Erzeugung zum Großteil in der Mittel- und Niederspannung abspielt, sind technische Systemleistungen wie Frequenzregelung und Spannungshaltung inzwischen auch dort erforderlich. Die damit verbundenen Herausforderungen will der seit 2013 rein kommunale Energiedienstleister Westfalen Weser Netz mit dem Projekt "Digitale Ortsnetzstation mit Multifunktionalem Energie- und Leistungsserver (DigOS-MELS)" in Kooperation mit der Hochschule Südwestfalen in einem Feldversuch erforschen.

"Durch die enge Verzahnung von Wissenschaft und Praxis eröffnen wir gemeinsam das neue Zeitalter der 'Digitalisierung der Energienetze'. Aus analog wird digital und noch mehr manuelles wird automatisiert, bis hin zur Künstlichen Intelligenz, die Berufserfahrung unterstützt", sagt Stephan Nahrath, Geschäftsführer Westfalen Weser Energie. Die wissenschaftlichen Grundlagen stammen aus dem Fachgebiet Elektrische Energieversorgung der Hochschule Südtwestfalen. Der zuständige Professor Egon Ortjohann hatte bereits an der Erstellung der Windatlanten für das Hochstift Paderborn sowie für die Kreisgebiete Lippe und Hameln-Pyrmont leitend mitgewirkt. "Wir müssen Dinge haben, die das Leben vereinfachen und nicht mystifizieren", so seine Meinung.

Was konkret geplant ist:

Mit dem Forschungsprojekt soll eine neuartige Ortsnetzstation, zum Beispiel zur Versorgung eines Wohngebiets, sicherstellen, dass die Energie zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Die Ortsnetzstation wird mit einer digitalen Niederspannungsverteilung zur Messung der elektrischen Netzgrößen und einem leistungselektronischen Netzregler ausgestattet. Des Weiteren erhält die Station einen elektrischen Batteriespeicher. Mittels digitaler Regler werden Funktionen aus der Kraftwerks- und Netzleittechnik in einer Ortsnetzstation dezentralisiert. Damit können auch regionale und kommunale Versorger Maßnahmen zur Netzstabilisierung lokal effizient durchführen, heißt es bei Westfalen Weser Netz. Weiterhin umfasse der Regler Funktionen zur Verbesserung der Spannungs- und Stromqualität.

Die Laufzeit des Projekts ist bei drei Jahren angesiedelt, das Volumen beträgt etwa 1,7 Mio. Euro. Das Land trägt dabei eine Million Euro. (sg)