Strom

Wie der Klimawandel die Windkraft beeinflusst

Mehr Flauten und mehr Sturm: Die Volatilität der Windstromproduktion wird sich hierzulande erhöhen. Für die Erzeuger ist das durchaus problematisch, besagt eine Studie des KIT.
12.07.2018

Die N133/4.8 der Delta4000-Reihe ist die ertragsstärkste Turbine für Starkwindstandorte bei Nordex.

Die durchschnittliche Windmenge in Europa wird sich bis zum Ende des 21. Jahrhunderts nur geringfügig ändern, aber es sind größere jahreszeitliche Schwankungen sowie eine Häufung von Schwachwindphasen zu erwarten. Dies haben Forscherinnen und Forscher am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) anhand räumlich und zeitlich hochaufgelöster Klimamodelle festgestellt.

Für ihre Studie nutzten die Forscher ein räumlich und zeitlich hochaufgelöstes Modellensemble, das auf Simulationen des europäischen Klimamodellierungsprojekts EURO-CORDEX (Coordinated Regional Climate Downscaling Experiment – European Domain) basiert. Bei CORDEX handelt es sich um den regionalen Beitrag zum IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change).

Die Schwankungen sind das Problem

Der Klimawandel stellt die Erzeuger von Energie aus Windkraft damit vor große Herausforderungen. Das ist wirtschaftlich durchaus relevant, weil sich Windkraft als vielversprechende erneuerbare Energie erwiesen hat. Allerdings wird die Windstromproduktion immer schwieriger, je stärker die kurzzeitigen Schwankungen sind, die der Klimawandel verursacht.

Die Auswertung zeigt, dass bis zum Ende des 21. Jahrhunderts die Amplitude der auftretenden Windgeschwindigkeiten deutlich größer wird. „Für einzelne Länder ist allerdings mit deutlich größeren Änderungen im Bereich bis plus/minus 20 Prozent zu rechnen“, berichtet der Leiter der Arbeitsgruppe „Regionales Klima und Wettergefahren“ am IMK-TRO des KIT, Professor Joaquim G. Pinto. „Zudem können die Änderungen starken saisonalen Schwankungen unterliegen.“

Nachteilige Auswirkungen für Deutschland

Wie die Studie ergeben hat, ist für große Teile von Nord-, Mittel- und Osteuropa mit einer erhöhten Variabilität der Windstromerzeugung zu rechnen – sowohl zwischen einzelnen Tagen als auch in einzelnen Jahren. Windgeschwindigkeiten, die für die Stromproduktion optimal sind, werden über den Meeren etwas seltener auftreten. Zugleich sind häufigere Schwachwindphasen mit Windgeschwindigkeiten unter drei Metern pro Sekunde über dem europäischen Kontinent zu erwarten.

Den Projektionen nach wirkt sich der Klimawandel in verschiedenen Gebieten unterschiedlich auf die Windkraft aus. „Im Baltikum und in der Ägäis könnte die Windstromerzeugung künftig von den Klimaänderungen profitieren“, erklärt Julia Mömken, Forscherin in der Arbeitsgruppe „Regionales Klima und Wettergefahren“ am IMK-TRO. „Für Deutschland, Frankreich und die Iberische Halbinsel dagegen sind eher nachteilige Auswirkungen zu befürchten.“ (sig)