Strom

Windenergie wird Kohle wegblasen

Neue Studie zu Stromgestehungskosten: Onshore-Wind und Photovoltaik sind die günstigsten Technologien in Deutschland, sie haben die besten Progosen. Chancen hat allerdings auch eine Technologie von gestern.
20.03.2018

Beste Karten im Energiemix der kommenden Jahrzehnte: die Windkraft.

Forscher des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) stellen für die Preisentwicklung CO₂-neutraler Energien eine äußerst günstige Prognose. „Die Gestehungskosten für Strom aus erneuerbaren Energien sinken kontinuierlich und sind kein Hindernis für eine CO₂-freie Stromerzeugung mehr. Neu errichtete Photovoltaik-Anlagen und Onshore-Windenergieanlagen an günstigen Standorten sind bereits heute günstiger als fossile Kraftwerke, und dieser Trend wird sich bis 2035 deutlich verstärken“, so Projektleiter Christoph Kost. Die brandneue Studie des Fraunhofer-Instituts wurde auf Basis von technologiespezifischen Lernraten und Marktszenarien bis zum Jahr 2035 erstellt.

Die Technologieentwicklungen bei der Photovoltaik führen zu starken Kostensenkungen, so dass sie unter allen Kraftwerkstypen im Mittel die kostengünstigste Technologie in Deutschland ist. Aktuell erzielen PV-Anlagen je nach Anlagentyp und Globalstrahlung – sie liegt in Deutschland zwischen 950 und 1300 kWh/(m²a) – Stromgestehungskosten zwischen 3,71 und 11,54 Cent/kWh. Die spezifischen Anlagenkosten liegen je nach Anlagentyp bei 600 bis 1.400 Euro/kWp. Beim Windstrom führten sinkende Anlagekosten und steigende Volllaststunden zu den niedrigen Gestehungskosten von 3,99 bis 8,23 Cent/kWh, was sie zur zweitgünstigsten Erzeugungstechnologie macht. An guten Standorten produzieren Onshore-Windenergieanlagen zu geringeren Kosten als neue Kohle- oder Gas- und Dampfturbinenkraftwerke-Kraftwerke.

Bessere Wettbewerbsposition für Erneuerbare Energien

Neue Anwendungen und verbesserte Technologie wird für die Erneuerbaren Energien stark wachsenden Märkten führen wird. Dadurch könne die bisher notwendige Förderung wegfallen. Trotz höherer durchschnittlicher Volllaststunden von bis zu 4.500 Stunden/Jahr sind Offshore-Windenergieanlagen mit knapp 7,49 bis 13,79 Cent/kWh übrigens deutlich teurer als an Land gebaute Rotoren, was an den höheren Installations-, Betriebs- und Finanzierungskosten  von 3100 bis 4700 Euro/kW liegt. Für konventionelle Kraftwerke ergeben sich unter den derzeitigen Bedingungen folgende Stromgestehungskosten: 2018 errichtete Braunkohlekraftwerke können Gestehungskosten von 4,59 bis 7,98 Cent/kWh für die gewählten Betriebsparameter mit einem heute sehr niedrigen CO₂-Preis und stark ansteigenden CO₂-Preis ausweisen. Es folgen große Steinkohlekraftwerke mit 6,27 bis 9,86 €Cent/kWh und Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerke, bei denen 7,78 bis 9,96 Cent/kWh anfallen.

Gaskraftwerke sind mit 11,03 bis 21,94 Cent/kWh deutlich teurer. Doch trotz dieser hohen Kosten könnten sie nach wie vor eine Chance haben. „Es ist davon auszugehen, dass nicht unbedingt die günstigste konventionelle Erzeugungsform am Markt bestehen wird, um die fluktuierenden Erneuerbaren zu ergänzen, sondern diejenige, die eine hohe Flexibilität in Bezug auf Anfahr- und Abfahrvariabilität aufweisen kann“, so Kost. Für ihn haben Erdgas-Kraftwerke, die ja eigentlich als eine Technologie von gestern angesehen werden, diesbezüglich die besten Chancen. (sig)