Strom

Windpark auf Tagebaufläche: hält das?

ABO Wind errichtet auf einem rekultivierten Areal des Kohlereviers Jänschwalde mehrere Windkraftanlagen. Die Bodenverhältnisse bedürfen eines speziellen Bauverfahrens.
29.08.2018

Nachdem ein riesiger Bohrer sich ins Erdreich gegraben hat, wird der Bewährungskorb für den Betonpfahl eingesetzt.

Rütteldruckverdichtung heißt das Zauberwort im Bauvorhaben der Wiesbadener ABO Wind. Der Projektentwickler errichtet auf einer rekultivierten Fläche des LEAG-Tagebaus fünf Windturbinen. In Anbetracht des lockeren Sandbodens in der Lausitz ist das kein leichtes Unterfangen.

Wo noch vor 20 bis 25 Jahren Eimerketten- und Schaufelbagger Kohle gefördert haben, sollen noch dieses Jahr 16 MW Leistung an Windenergie ans Netz gehen. Bereits im Jahr 2003 wurde das zum Ortsteil Briesnig gehörende Areal als Windeignungsgebiet ausgewiesen – dieses Jahr erwarben die Wiesbadener das Projekt von Vattenfall.

Absenkungen sind im Sandboden wahrscheinlich

Nach bauvorbereitenden Maßnahmen im Winter und Frühling, geht es nun an das Aufstellen der 200 Meter hohen Anlagen. Besonders schwierig wird dabei die Errichtung eines stabilen Fundaments. Normalerweise reichen Fundamente bei Turbinen in dieser Größenordnung drei bis vier Meter in den Erdboden. Aufgrund der lockeren Erdschichten auf dem ehemaligen Tagebaugebiet muss in Jänschwalde eine andere Lösung her.

Nach dem Fördern der Kohle in 95 Metern Tiefe schüttete die Förderbrücke die von ihr geförderten Erdmassen zum Freilegen der Kohle direkt wieder hinter sich ab. „Das bedeutet, dass die Erdschichten hier viel lockerer liegen als auf normalem Gelände“, erklärt Tobias Bünning, Bauleiter bei ABO Wind. Absenkungen seien also wahrscheinlich.

Erst rütteln, dann beschweren

Um das zu verhindern, wendet ABO Wind verschiedene Methoden an, um den Lausitzer Sandboden so zu verdichten, dass die Anlagen dauerhaft stabil stehen. Eine so genannte Rütteldruckverdichtung bringt Naturkies als Füllmaterial zunächst mit Hilfe von Vibration und Wasserspülung auf die gewünschte Tiefe von 40 bis 60 Metern. Anschließend wird ein Gewicht an einem Seilbagger auf die zu verdichtenden Stellen fallen gelassen: die so genannte Fallgewichtverdichtung. Den Erfolg der Maßnahmen muss ein externer Gutachter bescheinigen.

Zusätzlich sichern 32 vor Ort hergestellte jeweils 15 bis 21 Meter lange Betonpfähle die Stabilität der Fundamente. Unabhängige Prüfstatiker untersuchen nach Abschluss der Fundamentarbeiten, ob die Stabilität für den Bau der Windenergieanlagen ausreicht. Erst dann kann mit dem Bau des Turms begonnen werden. Derzeit sind in Jänschwalde zwei der fünf Fundamente im Bau. (ls)